Rückblick zum 5. Forums-Treff 2024
Am 11. November 2024 fand im Glockenhof Zürich der 5. Forums-Treff des Nuklearforums statt. Er stand unter dem Titel «Lead-cooled Fast Reactors – a potential game changer for a sustainable Swiss energy transition». Eingeladen war Dr. Alberto de Min, Chief Business Officer und Managing Director Schweiz bei Newcleo, einem Unternehmen, das sich auf die Entwicklung und Implementierung von LFRs der Generation IV spezialisiert.
Der Vortrag bot Fachleuten und interessierten Personen einen spannenden Einblick in die innovative Technologie der bleigekühlten Schnellen Reaktoren (LFRs). Zudem berichtete de Min über den Stand beim eigenen Reaktor, der zu den kleinen, modularen Reaktoren (SMRs) und gleichzeitig zu den Reaktoren der vierten Generation gehört.
Neue Reaktoren bieten noch mehr Sicherheit
Newcleo hat sich das Ziel gesetzt, mit einer neuen Generation von Kernreaktoren eine nachhaltige, sichere und effiziente Energieversorgung zu ermöglichen. In seinem Vortrag betonte de Min die Vorteile der sicheren LFRs. Durch die Kühlung mit Blei entstehen bei LFRs weniger sicherheitstechnische Herausforderungen, da das Blei unter Atmosphärendruck steht und keine Reaktionen mit Wasser oder Luft eingeht. Diese Eigenschaften machen LFRs im Vergleich zu traditionellen Reaktorkonzepten wesentlich robuster und wirtschaftlicher.
Ein weiterer bedeutender Vorteil der LFR-Technologie von Newcleo, die de Min in seinem Vortrag betonte, ist die Möglichkeit, nukleare Abfälle durch Mehrfachverwertung von Plutonium und Uran wiederzuverwenden. Diese nachhaltige Nutzung ermöglicht es, das vorhandene Material effizienter zu nutzen, was die Umweltbelastung reduziert und langfristig eine Kreislaufwirtschaft innerhalb der Kernenergie schafft.
Zukunftsaussichten für die Schweiz
LFRs könnten eine wichtige Rolle in der Energiewende der Schweiz spielen, da sie emissionsfrei arbeiten und auf fossile Brennstoffe verzichten, hob de Min hervor. Im Rahmen des Vortrags wurde deutlich, dass diese Technologie zur Dekarbonisierung beitragen kann.
Nach dem Vortrag hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, Fragen zu stellen, die auch rege genutzt wurde. Die spannenden Gespräche wurden anschliessend beim Networking-Apéro, weitergeführt.
Eingefangene Stimmen zum Vortrag von Alberto de Min
Jiri Krepel, Senior Scientist in der Advanced Nuclear Systems Group des Paul Scherrer Instituts, meinte: «Ich bin hierhergekommen, um zu sehen, wie sich die Konzepte entwickeln, und ich bin beeindruckt. Sie machen grosse Fortschritte. Natürlich haben wir heute gehört, dass Bleireaktoren die besten sind. Ich könnte jedoch genauso gut Präsentationen finden, in denen behauptet wird, dass Salzschmelzreaktoren die besten sind. Aber ich denke, dass die Reaktoren der Generation IV im Allgemeinen grosses Potenzial haben und ihnen die Zukunft gehört.»
«Ich finde es total spannend, was gerade in der Kernenergieindustrie im Bereich Forschung und Entwicklung passiert», äusserte sich Ruth Williams, Präsidentin von Woman in Nuclear (WiN) Schweiz.« Da laufen so viele Projekte. Newcleo ist eine sehr vielversprechende Firma, von der man sich erhofft, dass sie schon bald neue Reaktoren bauen wird. Deshalb wollte ich mehr darüber erfahren.» Zu den Chancen, die SMRs für die Schweiz bieten können, erklärte sie: «Ich glaube SMRs haben Potenzial in der Schweiz. Wenn man sich in der Politik umhört, so hiess es bisher, man wolle die jetzigen Systeme nicht. Die Politik wolle erst wieder darüber sprechen, wenn es neue Technologien gibt, die wirklich sicherer sind und praktisch keine Abfälle erzeugen oder sogar Abfälle verwerten. Nun ist es soweit: Fortgeschrittene SMRs wie derjenige von Newcleo sind vielversprechend und lassen für die Zukunft hoffen.»
Valentyn Bykov, Projektleiter bei Nagra, fasst zusammen: «Heute haben wir sehr interessante Auslegungen für fortgeschrittene kleine, modulare Reaktoren gesehen, also nicht nur SMRs, sondern auch ‹Advanced Modular Reactors›, die den gesamten Brennstoffkreislauf schliessen. Die technischen Herausforderungen, die damit verbunden sind, werden angegangen, und es werden technische Lösungen diskutiert – einige davon sind sehr kreativ.»
Quelle
E.B.