«Wir Wettermacher» von Tim Flannery - Sachbuch mit Aufruf
Die Sorge über mögliche Folgen des Klimawandels für unsere Umwelt - besonders die Biodiversität - und die Zukunft der Menschheit steht hinter dem Sachbuch «The Weather Makers» des bekannten australischen Wissenschaftspublizisten Tim Flannery. Letztes Jahr herausgegeben, wurde es bereits in zweiter Auflage publiziert und ist im Februar 2006 unter dem Titel «Wir Wettermacher» auf Deutsch erschienen.
Das Anliegen des Autors ist klar: Der vom Menschen verursachte Klimawandel kommt rasch. Wenn wir nichts dagegen tun, wird er 2050 überall zu spüren sein, und 70% der heute lebenden Menschen werden diese Folgen noch selber erleben. Doch jeder kann schon heute Entscheidendes beitragen, um die Treibhausgasemissionen - besonders von CO2 - zu mindern und verheerende Folgen zu verhüten.
Für Flannery kann auch die Kernenergie einen wichtigen Beitrag leisten. Bei dieser Aussage bezieht er sich auf James Lovelock, Ökologe im klassischen Sinn wie er. Lovelock kam bereits vor Jahren zum Schluss, Treibhausgase aus der Nutzung von Kohle, Öl und Gas könnten das Klima so rasch zum Kippen bringen, dass nur noch die Umstellung auf Kernenergie als sofort verfügbare Alternative wirksam helfen dürfte. Flannery möchte nicht ganz so weit gehen wie Lovelock, weist aber besonders auf das Argument hin, die Stromversorgung sei überall auf eine zuverlässige Deckung der Grundlast angewiesen, doch hinter die Fähigkeit der erneuerbaren Energien, dies zu leisten, gehöre ein dickes Fragezeichen. In Frankreich decke die Kernenergie bereits 80% des Strombedarfs, in Schweden die Hälfte, in Grossbritannien einen Viertel und weltweit 18% - ganz ohne CO2-Emissionen. Kernkraftwerke seien wie Kohlekraftwerke sehr gross und mit einem Anfangspreis von rund zwei Millionen Dollar auch teuer zu bauen. Doch der erzeugte Strom wäre heute mit Strom aus Windkraftwerken konkurrenzfähig.
Flannery zählt dann die in der Öffentlichkeit diskutierten Probleme der Kernenergie auf, ohne sie sonderlich zu werten. Zusammenfassend stellt er fest, die Sonne sei wohl «die Kernenergie in sicherem Abstand». Doch «in dieser Zeit des Klimawandels wird die Rolle der Kernenergie neu bewertet, und was bis vor kurzem wie eine aussterbende Technik aussah, kann sich jetzt ihren Platz an der Sonne schaffen.»
Im flüssig und auch für den Laien leicht lesbaren Sachbuch Flannerys nimmt die Analyse der Klimaerdgeschichte, die Darstellung der Klimamodellierung und die Aufzählung beobachteter wie auch möglicher Ursachen und Folgen den breitesten Raum ein. Am besten geglückt sind die Kapitel, in denen der Autor - heute Direktor des South Australian Museum und Professor für Zoologie an der Universität Adelaide - über sein eigenes Fachgebiet, die biologische Ökologie, berichtet. Bei der Aufzählung denkbarer Ansätze zur Lösung des Klimaproblems macht er keinen Hehl aus seiner Vorliebe für die dezentrale Nutzung erneuerbarer Energien. Daraus leitet er konkrete Vorschläge ab, wie jeder einzelne heute schon durch sein Verhalten einen wirkungsvollen Beitrag leisten kann - von der Nutzung der Sonnenenergie für die Warmwassererzeugung, der besseren Hausisolation, der Wahl eines Stromversorgers mit einem CO2-freien Angebot, dem Austausch des Autos gegen ein Modell mit Hybridantrieb bis zur Wahl von Politikern, die bei Klimaanliegen die Prioritäten richtig setzen.
Source
P.B. nach Tim F. Flannery, The Weather Makers, Atlantic Monthly Press, New York, 357 pp, ISBN 0-87113-935-9, 2005; deutsch erschienen als «Wir Wettermacher», S. Fischer Verlag, Hamburg, ISBN 3-10-021109-X