IEA-Weltenergieausblick: Kernenergie ist attraktive Option

«Die Energieversorgung wird in Zukunft schmutzig, unsicher und teuer sein, wenn sich die laufende Entwicklung fortsetzt.» Dies hielt Claude Madil, geschäftsführender Direktor der Internationalen Energieagentur (IEA), bei der Vorstellung des jährlichen Weltenergieausblicks (World Energy Outlook, WEO) in London fest.

6 nov. 2006

«Der WEO zeigt auf, wie politische Massnahmen zu einer Energieversorgung führen können, die sauber und intelligent ist und in der Wettbewerb herrscht», so Mandil.

Szenario «weiter wie bisher»

Im Referenzszenario, das die heutigen Trends an den Energiemärkten ohne weitere politische Initiativen fortschreibt, steigt der weltweite Primärenergieverbrauch zwischen heute und dem Jahr 2030 um 53%. Über 70% dieses Anstiegs entfallen auf die Entwicklungsländer, allen voran auf China und Indien. Die Importe von Öl und Gas der OECD und der asiatischen Schwellenländer steigen in dieser Projektion sogar schneller als die Gesamtnachfrage. Der weltweite Ölverbrauch würde bis 2030 auf 116 Millionen Barrel pro Tag (Mb/d) steigen, gegenüber 84 Mb/d im Jahr 2005. Bis 2030 werden die weltweiten CO2-Emissionen 40 Gigatonnen erreichen und damit 55% über dem heutigem Niveau liegen. China wird die USA als grösster CO2-Emittent noch vor dem Jahr 2010 ablösen.
Eine solche Entwicklung würde die Verwundbarkeit der Verbraucherländer durch Lieferausfälle und die daraus resultierenden Preisschocks weiter erhöhen, schreibt die IEA. Sie würde auch den Klimawandel weiter forcieren. Entschlossene politische Massnahmen seien deshalb nötig, um die Welt auf einen nachhaltigeren Energiepfad zu lenken.

Alternatives Szenario mit Sparmassnahmen

Ein alternatives Politikszenario zeigt, dass die zukünftige Energieversorgung wesentlich verbessert werden kann, wenn Regierungen rund um die Welt die Politiken und Massnahmen umsetzen würden, die derzeit bereits erwogen werden. In einem solchen Szenario ginge der Primärenergieverbrauch gegenüber der Referenzprojektion bis 2030 um 10% zurückgleich viel wie der gesamte heutige Energieverbrauch Chinas. Die weltweiten CO2-Emissionen würden um 16% geringer ausfallen - was den derzeitigen Emissionen von USA und Kanada entspricht.
Bessere Energieeffizienz könnte dabei den grössten Beitrag zur Energieeinsparung leisten. Ein verstärkter Einsatz von Kernenergie und erneuerbaren Energien würde ebenfalls zu einem verminderten Verbrauch an fossilen Energieträgern und zu geringeren Emissionen beitragen. Die geänderten Trends in der Energieversorgung würden die drei wichtigsten Ziele der Energiepolitik fördern: mehr Sicherheit, mehr Umweltschutz und eine höhere ökonomische Effizienz.

Erleichterungen für private Investitionen in Kernenergie nötig

Weiter zeigt der Bericht, dass die Kernenergie einen wesentlichen Beitrag leisten kann: zur Verringerung der Abhängigkeit von Importgas und zur kostengünstigen Reduktion der CO2-Emissionen. Dazu wird es allerdings nur kommen, wenn sich in den Ländern, in denen die Kernenergie akzeptiert ist, die Regierungen stärker für die Erleichterung privater Investitionen im liberalisierten Markt einsetzen. «Die Kernenergie bleibt eine potenziell attraktive Option, um die Sicherheit der Stromversorgung zu erhöhen und um CO2-Emissionen zu vermeiden - jedoch ist die Finanzierung der notwendigen Investitionen nach wie vor eine Herausforderung», unterstrich Mandil.
Der 600-seitige World Energy Outlook 2006 kann unter bei der IEA bestellt werden. Er kostet EUR 150 in gedruckter Form und EUR 120 als PDF-Datei.

Source

D.S. nach IEA, Pressemitteilung, 7. November 2006

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