Euratom unterzeichnet Rahmenvertrag zu Generation IV
Die Europäische Atomgemeinschaft (Euratom) tritt dem multilateralen «Framework Agreement for International Collaboration on Research and Development of Generation IV Nuclear Energy Systems» bei. Dies hat die Europäische Kommission am 16. Januar 2006 beschlossen, nachdem der Europäische Rat im Dezember vergangenen Jahres grünes Licht zur Unterzeichnung dieses Rahmenabkommens zur Entwicklung von zukunftsweisenden neuen Reaktorsystemen gegeben hatte.
Mit der Umsetzung der Euratom-Mitgliedschaft wird das Joint Research Centre (JRC) der Europäischen Kommission beauftragt. Das JRC wird Euratom im «Generation IV International Forum» (GIF) vertreten, das Anfang 2000 von den USA lanciert worden war.
Bereits am 30. Juli 2003 hatte die Europäische Kommission die GIF-Charta im Namen von Euratom unterzeichnet. Das GIF hat sechs innovative Reaktorsysteme für die Weiterentwicklung ausgewählt (Bulletin 7-8/2005) und bildet eine Plattform für die Zusammenarbeit von Wissenschaftern und Industriefachleuten aus Argentinien, Brasilien, Frankreich, Grossbritannien, Japan, Kanada, Südafrika, Südkorea, den USA und der Schweiz.
Rückenwind für Kernenergie-Forschung
Mit der Unterzeichnung des Rahmenvertrags, der noch ratifiziert werden muss, öffnet Euratom den Zugang zum Forum für Forschende aus EU-Ländern, die - anders als Frankreich und Grossbritannien - keine eigenständigen GIF-Mitglieder sind. Nach Angaben von Foratom, der Dachorganisation der europäischen Atomforen, belegt die EU damit ihre Absicht, zusammen mit der europäischen Nuklearindustrie eine führende Rolle bei der Entwicklung der zukünftigen Reaktorsysteme einnehmen zu wollen. Die Priorität der europäischen Forschung liege dabei bei den natriumgekühlten und gasgekühlten Schnellen Brütern (SFR, Sodium-Cooled Fast Reactors bzw. GFR, Gas-Cooled Fast Reactors) sowie beim heliumgekühlten Ultrahochtemperatur-Reaktor (VHTR, Very-High-Temperature Reactor) mit thermischem Neutronenspektrum.
Foratom-Generaldirektor Peter Haug begrüsste den Entscheid. Damit anerkenne Euratom die fundamentale Wichtigkeit der Forschung im Bereich der Kernenergie. Die Generation IV dürfte die industrielle Reife um das Jahr 2030 erreichen. Um die kurz- und mittelfristigen Energiebedürfnisse abzudecken, werde die Nuklearindustrie weiterhin in die technologische Weiterentwicklung und Erneuerung der heute vorhandenen Reaktortechnik investieren. «Der Übergang von den Systemen der Generation III zu jenen der Generation IV wird nahtlos erfolgen», erklärte Haug. So hat Staatspräsident Jacques Chirac kürzlich angekündigt, dass Frankreich bereits bis ins Jahr 2020 einen Prototypen der vierten Generation in Betrieb nehmen will.
Source
M.S. nach Foratom, Medienmitteilung, 16. Januar 2006
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