EU-Kommissare: Bedeutung der Kernenergie wächst
«Wir sollten uns für einen nachhaltigen Energiemix einsetzen. Dazu brauchen wir eine umfassende Forschungsanstrengung, die einen weiten Bereich von Energietechniken betrachtet -von den Erneuerbaren über saubere Kohle bis hin zur Kernspaltung und -fusion.»
Diesen Ansatz möchte der EU-Kommissar für Wissenschaft und Forschung, Janez Potocnik, für ein wohl ausgerichtetes, wirksames Forschungsprogramm der Europäischen Union verfolgen, wie er in seiner Rede zur Eröffnung der internationalen Tagung «Nuclear Energy for a New Europe 2005» der Nuclear Society of Slovenia in Bled am 5. September erklärte. Potocnik erinnerte daran, dass ein Drittel des Stroms in Europa aus Kernkraftwerken stammt, die Kernenergie heute die weitaus bedeutendste kohlenstofffreie Energiequelle ist und einen namhaften Beitrag an die Unabhängigkeit und Sicherheit der Versorgung leistet.
Potocnik hält es daher für gerechtfertigt, Forschung und Entwicklung im Rahmen der Europäischen Atomgemeinschaft Euratom weiterzuführen und zu verstärken. Im laufenden sechsten Rahmenprogramm 2002-2006 seien dafür EUR 1,3 Mrd. vorgesehen. Davon gehe der grösste Teil in die Fusionsforschung, doch mit EUR 200 Mio. unterstütze die Euratom auch Projekte in den Bereichen Kernspaltung, Strahlenschutz, Abfallbeseitigung sowie Ausbildung auf dem Nukleargebiet. Mit ihrer Kostenbeteiligung löse sie Forschungsinvestitionen von bis zu EUR 500 Mio. aus und trage zum Kompetenzerhalt auf einem Gebiet bei, das in den letzten Jahren an Glamour verloren habe. Doch die EU-Kommission wolle sich den künftigen Herausforderungen stellen: «Wir müssen auch die langfristige Wettbewerbsfähigkeit des europäischen Kernenergiesektors sicherstellen.» Potocnik wird sich daher für ein grösseres Budget im kommenden siebten Rahmenprogramm einsetzen. Neben der verstärkten Unterstützung der Fusionsforschung nach dem Entscheid, den Experimentaireaktor Iter in Cadarache zu bauen, möchte er der Wirtschaft durch vermehrte Kostenbeteiligung attraktive Bedingungen für innovative Entwicklungsprojekte in Europa bieten.
Steigende Investitionen erwartet
Auch der EU-Kommissar für Energie, Andris Piebalgs, glaubt an eine wachsende Bedeutung der Kernenergie in Europa, auch wenn es den einzelnen Mitgliedländern anheim gestellt bleibe, ob sie Kernkraftwerke betreiben wollten oder nicht. An einer Pressekonferenz am 6. September 2005 in Strassburg über den Fünfpunkteplan der EU-Kommission zur Bewältigung des raschen Ölpreisanstiegs führte er aus: «Die Kernenergie spielt in der EU eine wichtige Rolle, und ich hoffe, dass dies so bleiben wird. Ich erwarte, dass die Investitionen im Nuklearsektor in Europa wie in der ganzen Welt steigen werden.»
Source
P.B. nach EU Commissioner for Science and Research, Speech 05/480, 5. September 2005, und EU Commissioner for Energy, Press Conference, 6. September 2005