Weiterbildungskurs vom 8. März 2022
Der Mensch als Sicherheitsfaktor – Zusammenspiel von Mensch, Technik und Organisation (HOF)
Veranstaltungsdetails
- Di., 08.03.2022 - 08:00− Di., 08.03.2022 - 17:00
Der Weiterbildungskurs wurde aufgrund der aktuellen Covid-19-Situation als virtuelle Veranstaltung durchgeführt.
Hochzuverlässige Organisationen weisen trotz grosser technologischer Komplexität und hoher Risiken deutlich weniger Vorkommnisse auf, als statistisch zu erwarten wären. Dabei stellt sich die Frage, wie Arbeitssysteme mit hohem Gefahrenpotential sicher und zuverlässig agieren können. Der achtsame Umgang mit Sicherheit ermöglicht es, komplexen soziotechnischen Systemen, wie Kernkraftwerke es sind, mit Unerwartetem zu rechnen und damit umzugehen. Auch wenn Risiken nicht komplett ausgeschlossen werden können, so können doch Störungen, Abweichungen und Fehler reduziert und aus ihnen gelernt werden. Durch sicherheitsgerichtetes Handeln tragen die Mitarbeitenden tagtäglich dazu bei, dass die Organisation sowohl unter erwarteten als auch unerwarteten Bedingungen jederzeit handlungsfähig bleibt. Dafür bedarf es einer Kultur für Sicherheit, welche ein integraler Bestandteil des sicherheitsgerichteten Handelns der Mitarbeitenden im Umgang mit (Un-)Sicherheit ist. So leistet der Mensch einen wesentlichen Beitrag zur Mission der Kernkraftwerke, auch in Zukunft sicher, zuverlässig und wirtschaftlich Strom zu produzieren.
Schwerpunkt des Kurses war die Vermittlung von Praxiswissen aus dem Zusammenspiel von Mensch, Technik und Organisation. Der Kurs gab einerseits einen kurzen Einblick in die Grundlagen der Psychologie, des Erlebens und Verhaltens von Menschen, und in die Fehler-, Lern- und Sicherheitskultur von Kernkraftwerken. Andererseits wurde an konkreten Beispielen aufgezeigt, wie HOF-Faktoren (Human and Organizational Factors) in der Praxis umgesetzt werden, welche Erfahrungen dabei gemacht werden und wo sich Herausforderungen stellen. Abgeschlossen wurde die Veranstaltung mit einem Networking-Apéro.
Referenten
Hedwig Schregle
Hedwig Schregle ist seit 2019 stellvertretende Leiterin des HRO-Zentrums (High Reliability Organization) der Kernkraftwerk Gösgen-Däniken AG. Nach ihrer Ausbildung zur dipl. Pflegefachfrau HF erlangte sie den Master of Science in Wirtschaftspsychologie. Nach acht Jahren im Gesundheitswesen war Hedwig Schregle sechs Jahre als Fachspezialistin HOF (Human and Organisational Factors) bei der Kernkraftwerk Leibstadt AG tätig bevor sie nach Gösgen wechselte.Prof. Katrin Fischer
Katrin Fischer ist seit 2005 Professorin am Institut Mensch in komplexen Systemen der Hochschule für Angewandte Psychologie an der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW). Nach ihrem Studium der Psychologie an der Humboldt-Universität zu Berlin, erlangte sie einen Abschluss als Diplom-Psychologin. 1996 promovierte sie im Fachbereich Maschinenbau und Produktionstechnik an der Technischen Universität in Berlin.Von 1991 bis 2003 war Katrin Fischer zuerst als wissenschaftliche Mitarbeiterin, später als Hochschulassistentin am Institut für Psychologie und Arbeitswissenschaft der Technischen Universität Berlin tätig. Daraufhin arbeitete sie bis 2005 am Institut für Psychologie der Universität Potsdam als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Forschergruppe «Conflicting Rules» der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)».
Katrin Fischers Kompetenzschwerpunkte sind die Arbeits- und Organisationspsychologie insbesondere Sicherheits- und Ingenieurpsychologie, Human Factors und System Safety, die Entscheidungspsychologie und die psychologische Risikoforschung.
Dominique Kuster
Dominique Kuster ist in der Kernkraftwerk Gösgen-Däniken AG verantwortlich für die kontinuierliche Weiterentwicklung der Sicherheitskultur und dazugehörenden Projekten wie zum Beispiel das Einführen von Meldesystemen für Abweichungen.Nach seinem Studium zum Wirtschaftsingenieur an der Fernfachhochschule (FFHS) folgte ein Psychologiestudium an der FernUni Schweiz in Bern.
Seine Laufbahn begann als Pikettingenieur im Kernkraftwerk Gösgen. Danach war er Simulator-Instruktor und später Leiter Human and Organisational Factors (HOF) sowie Leiter der Arbeitsgruppe Sicherheitskultur.
Daniele Dagani
Daniele Dagani ist seit 2011 Fachspezialist in Betriebssupport Analysen und Ereignisse im Kernkraftwerk Beznau. Nach seinem Studium als Ingenieur in Maschinenbau und Verfahrenstechnik an der Zürcher Fachhochschule (ZFH) folgte 2013 bis 2014 eine Ausbildung an der Hochschule für Angewandte Psychologie der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW). Daraufhin erlange Daniele Dagani 2014 das Certificate of Advanced Studies (CAS) in Human Factors zum Thema «Psychologische Hintergründe und Bedingungen für menschliches Risiko- und Sicherheitshandeln in hochtechnologisierten Branchen». 2007 bis 2011 war er als Projektingenieur / Maschinenbauingenieur bei der ehemaligen AF-Consult Switzerland Ltd in Baden tätig.Dr.-Ing. Uwe Kasemeyer
Dr.-Ing. Uwe Kasemeyer arbeitet seit 2010 als Assistent des Geschäftsführers und Projektleiter für die Zwilag AG. Er studierte an der Technischen Universität Braunschweig Maschinenbau mit den Schwerpunkten Raumflug- und Reaktortechnik und promovierte in Reaktorphysik an der École Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL) und am Paul Scherrer Institut (PSI). Anschliessend vertrat er die Schweiz am Halden-Reaktor-Projekt der OECD in Norwegen und war für die Auslegung und Verfolgung verschiedener Projekte zur Brennstoffentwicklung verantwortlich. Ab Frühjahr 2000 arbeitete er am PSI und anschliessend im Kernkraftwerk Beznau im Bereich Reaktorsicherheit und absolvierte ein Nachdiplomstudium zum Wirtschaftsingenieur.Dr.-Ing. Heike Kaulbarsch
Dr.-Ing. Heike Kaulbarsch arbeitet seit Januar 2020 als Stabstellenleiterin im Kernkraftwerk Leibstadt und ist vor allem für die Auswertung der Betriebsverantwortung zuständig.Sie studierte Energie- und Verfahrenstechnik an der Technischen Universität in Berlin. Nach ihrer Promotion 2003 begann sie ihre Tätigkeit im Bereich der Kerntechnik. Zunächst arbeitete sie bei der Firma Framatome / Areva im Bereich der Störfallanalysen. 2010 blieb sie diesem Themenfeld bei ihrer Tätigkeit als Ressortleiterin in der Abteilung Sicherheit im Kernkraftwerk Beznau treu.
Annelies Boutellier
Annelies Boutellier arbeitet seit 2017 als Projektleiterin im Kernkraftwerk Leibstadt. Sie schloss 2020 das Studium zur dipl. Projektmanagerin NDS HF ab und unterstützt seither die Fachstelle Human and Organisational Factors (HOF) bei technischen Projekten.Ihre ersten Erfahrungen in der Elektrizitätsbranche sammelte sie während ihrer Lehre zur Elektromonteurin EFZ. Zwischen 2011 und 2017 war Annelies Boutellier als Teammitglied und Teilprojektleiterin in unterschiedlichen technischen Projekten im Kernkraftwerk Leibstadt tätig.
Dr. Holger Knissel
Dr. Holger Knissel ist seit 2010 beim Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI) tätig. Zuerst in der Sektion Neue Kernkraftwerke und seit 2013 in der Sektion Mensch und Organisation (MEOS). Holger Knissel absolvierte ein Studium der Metallurgie und Werkstofftechnik an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) in Aachen und promovierte am Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik (IWM) in Freiburg.Von 1999 bis 2010 war er als Entwicklungsingenieur bei der Alusuisse, später Alcan, tätig, davon sieben Jahre in einer Führungsposition.
Larissa Peloli
Larissa Peloli ist seit 2013 als Fachspezialistin bei der Sektion Mensch und Organisation (MEOS) des ENSI tätig mit den Themenschwerpunkten Aufsicht- und Sicherheitskultur sowie Managementsysteme und Ausbildungskoordination.Nach ihrer kaufmännischen Ausbildung und Tätigkeiten in unterschiedlichen Branchen arbeitete Larissa Peloli während zehn Jahren als Flugbegleiterin. Ab 2006 war sie parallel zu ihrem Studium in angewandter Psychologie an der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) als Freelancerin bei Swiss tätig.