Zweite Generalversammlung des Nuklearforums Schweiz
Die diesjährige Generalversammlung des Nuklearforums Schweiz hat am 28. Juni 2006 im Zentrum Paul Klee in Bern stattgefunden, mit rund 80 Teilnehmenden aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung.
Bruno Pellaud, Präsident des Nuklearforums Schweiz, betonte, dass die Kernenergie Zukunft hat: «Weite Kreise, mitunter auch die Umweltschutz- und Öko-bewegungen, beginnen wahrzunehmen, dass die Kernkraftwerke weitgehend CO2-freien Strom erzeugen», sagte er an der Generalversammlung. Er erinnerte daran, dass es anfangs der 1960er-Jahre die Gründer der Umweltbewegung und der sozialdemokratische Bundesrat Willy Spühler waren, die den Bau der heutigen Schweizer Kernkraftwerke forderten - aus Gründen des Umweltschutzes und der Versorgungssicherheit des Landes. Pellaud rief die Politik auf, «den Geist Willy Spühlers aufzunehmen und Entscheidungsfreude und Weitblick an den Tag zu legen». Das Nuklearforum Schweiz sei bereit, seinen Teil für eine sachliche Debatte über die Kernenergie zu leisten.
Im statutarischen Teil wurden das Protokoll der letztjährigen GV, der Jahresbericht sowie die Jahresrechnung 2005 einstimmig genehmigt. Den Vereinsorganen wurde Décharge erteilt.
Anschliessend bedankte sich der neue Geschäftsführer Roland Bilang bei den Mitgliedern der bisherigen Geschäftsstelle unter der Leitung von Hansjörg Ruh für die gute Kooperation während der schwierigen Phase der Übergabe der Geschäfte. Danach skizzierte Bilang die bisherigen Tätigkeiten der ersten vierzig Tage der neuen Geschäftsleitung. Schwerpunkte waren eine Informationstagung zum 20. Jahrestag des Reaktorunglücks in Tschernobyl, eine zweitägige Medienreise zum Thema Entsorgung ins Kernkraftwerk Gösgen mit dem Besuch des Zwilag und des Felslabors Mont Terri sowie die ordentlichen Sitzungen des Vorstandes, der Delegation und des Ausschusses für Industrie. Am 11. Mai 2006 wurde zudem dem Vorstand ein überarbeitetes Arbeitsprogramm für das laufende Jahr unterbreitet. Dieses sieht unter anderem die erstmalige Durchführung einer Industrietagung Ende Oktober vor, einen zweitägigen Vertiefungskurs im November und eine weitere Medienreise. Im Blick auf das kommende Jahr betonte Bilang, dass einerseits am Bewährten festgehalten und andererseits eine neue Ära der Kommunikation eingeläutet werden soll.
Nach dem geschäftlichen Teil leitete der Präsident des Nuklearforums zum Höhepunkt der diesjährigen GV über, dem Referat von Horst-Michael Prasser, seit 1. April 2006 Professor für Kernenergiesysteme an der ETH Zürich. «Bildung, Wissen und Kompetenz sind für eine Hochtechnologie wie der Kernenergie der Rohstoff Nummer eins», erklärte Prasser. Er warnte, dass die anhaltende Kontroverse um die Zukunft der Kernenergie in Europa und die generell geringe Anziehungskraft technischer Ausbildungen zu einem Mangel an qualifiziertem Nachwuchs führen kann.
Nachwuchs für die Kernenergie der Zukunft
Ein Generationenwechsel steht jedoch nicht nur beim Personal bevor, sondern auch bei der Kraftwerkstechnik. «Wenn die Kernenergie in der Schweiz auch in Zukunft eine der beiden tragenden Säulen der Stromversorgung bilden soll, muss in den nächsten Jahren der Neubau eines Kernkraftwerks vorbereitet und durchgezogen werden», sagte Prasser. Dafür sei es nicht nur erforderlich, Techniker und Hochschulabsolventen verschiedener Disziplinen mit profundem kerntechnischem Background zu versorgen, sondern auch Studierende zum Master in Kerntechnik auszubilden, die mit den neuesten Entwicklungen der Kerntechnik vertraut sind. Der Bogen der anstehenden Innovationen spannt sich dabei von der weiteren Erhöhung der Sicherheit über neuartige Kreisläufe beim Kernbrennstoff bis zur Minimierung der radioaktiven Abfälle. Und langfristig richtet sich der Blick auf die Produktion von synthetischen Brennstoffen und auf die Kernfusion.
Erstmals Masterstudiengang in Kerntechnik
Vor diesem Hintergrund kündigte Prasser ein Novum für die Schweiz an: die Schaffung eines voll ausgestalteten Masterstudiengangs in Kerntechnik. Dieser Studiengang soll spätestens ab dem Wintersemester 2008/09 gemeinsam von der ETH Zürich und der ETH Lausanne in Zusammenarbeit mit dem Paul Scherrer Institut (PSI) angeboten werden und umfasst alle in der Kernenergie relevanten Fachgebiete, ein-schliesslich praktischer Arbeiten am Forschungsreaktor «Crocus» in Lausanne. Dies bedeutet, dass die Absolventinnen und Absolventen an mehreren Orten studieren werden, was nach den Worten Prassers für die Studierenden «einen Gewinn an Horizont und Flexibilität» verspricht.
Quelle
M.A.
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