World Energy Outlook 2023: IEA erwartet Verdopplung der Reaktorkapazität und sinkende Kosten
Eine sich verändernde politische Landschaft schafft Möglichkeiten für ein nukleares Comeback. Daher könnte bis 2050 möglicherweise eine weltweite Reaktorkapazität von weit über 900 GW erreicht werden, was mehr als das Doppelte der 417 GW im Jahr 2022 ist. Zu diesem Schluss kommt die Internationale Energieagentur (IEA), die ausserdem von sinkenden Kosten für den Bau neuer Kernkraftwerke ausgeht.
In ihrem «World Energy Outlook 2023» schreibt die IEA, dass die Kernenergie in den letzten Jahren mit Herausforderungen zu kämpfen gehabt habe, aber nun zeichne sich ein Wandel ab. Länder wie Japan, Südkorea und die USA unterstützen die Laufzeitverlängerung bestehender Kernreaktoren, während Kanada, China, Grossbritannien und mehrere EU-Mitgliedstaaten den Bau neuer Reaktoren vorantreiben.
Die Aussichten für die Kernenergie hätten sich in führenden Märkten verbessert. Die IEA prognostiziert, dass die weltweite Reaktorkapazität bis 2050 auf über 900 GW ansteigen könnte. Dies wäre mehr als das Doppelte der aktuellen Kapazität von 417 GW im Jahr 2022.
Die verschiedenen Szenarien der IEA zeigen unterschiedliche Entwicklungen. Im «Szenario der angekündigten Zusagen» (Announced Pledges Scenario, APS) könnte die globale Kapazität bis 2050 auf 770 GW steigen. Im Szenario «Netto-Null-Emissionen bis 2050» (Net Zero Emissions by 2050, NZE) könnte sie sogar über 900 GW erreichen. Im Szenario «Heutige Politiken» (Stated Policies Scenario, STEPS) wird ein Anstieg auf 620 GW prognostiziert. Grossreaktoren werden auch in Zukunft die dominierende Form der Kernenergie bleiben. Die Entwicklung und das wachsende Interesse an kleinen, modularen Reaktoren (SMRs) eröffnen jedoch langfristig zusätzliches Potenzial.
Der Ausbau der Kernenergiekapazitäten hat bereits begonnen. Im Jahr 2022 wurden weltweit 8 GW ans Netz angeschlossen, vor allem in China, Finnland, Pakistan und Südkorea. Dies entspricht einem Anstieg von 40% gegenüber dem Vorjahr.
Ein wichtiger Faktor bei der Entscheidung für den Ausbau der Kernenergie sind die Kosten. Der Bericht der IEA zeigt erhebliche Unterschiede bei den Kapitalkosten neuer Kernkraftwerke. In den USA sollen die Kosten von 5000 USD/kW im Jahr 2022 auf 4500 USD/kW im Jahr 2050 sinken. In China wird ein Rückgang der Kosten von 2800 USD/kW auf 2500 USD/kW erwartet. In der EU lagen die Kosten bei 6600 USD/kW im Jahr 2022 und sollen bis 2050 auf 4500 USD/kW sinken.
Die Chancen für ein nukleares Comeback sind gemäss IEA vorhanden. Die politische Landschaft verändere sich und immer mehr Länder würden das Potenzial der Kernenergie für eine nachhaltige Energiezukunft erkennen. Mit weiteren Laufzeitverlängerungen und dem Bau neuer Reaktoren könnte die globale Reaktorkapazität bis 2050 weit über 900 GW erreichen.
Quelle
S.D. nach NucNet, 24. Oktober 2023
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