World Energy Outlook 2010: Ausbau der Kernenergie nötig
Die Internationale Energieagentur (IEA) hat am 9. November 2010 den «World Energy Outlook 2010» veröffentlicht. Laut dieser jährlich herausgegebenen Studie werden die fossilen Brennstoffe Erdöl, Kohle und Erdgas bis 2035 ihre dominante Position im Energiemix behalten – selbst dann, wenn die Regierungen der Welt an ihren aktuellen Energiespar- und Klimaschutzzielen festhalten. Die Kernenergie kann dabei gemäss IEA als CO2-armeTechnologie einen wichtigen Beitrag zur Verringerung des Treibhausgasausstosses beitragen.
Die Ausgabe 2010 des World Energy Outlook enthält Projektionen bis ins Jahr 2035. Sie gliedert Verbrauch, Förderung, Handel und Investitionen nach Brennstoffen sowie Regionen. Die aktuelle Studie enthält erstmals das «New Policies Scenario», das die aktuellen Verpflichtungen der Regierungen zur Erreichung von Klimaschutzzielen und verbesserter Energieversorgungssicherheit berücksichtigt. Die IEA nimmt aus verschiedenen Gründen an, dass diese Verpflichtungen relativ zurückhaltend umgesetzt werden. In einem pessimistischeren Licht steht das Szenario der bestehenden energiepolitischen Rahmenbedingungen (früheres Referenzszenario). In diesem wird angenommen, dass die gemachten Zusagen nicht eingehalten werden. Dem gegenüber steht das sogenannte 450-Millionstel-Szenario, das erstmals im World Energy Outlook 2008 vorgestellt worden war. Die Massnahmen dieses Szenarios haben zum Ziel, die Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre auf rund 450 Millionstel CO2-Äquivalente zu begrenzen. Dies steht im Einklang mit dem am vergangenen UNO-Klimagipfel in Kopenhagen gefassten Ziel, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur gegenüber dem vorindustriellen Niveau auf 2°C zu begrenzen.
Entwicklung des Primärenergieverbrauchs …
Gemäss dem «New Policies Scenario» steigt der weltweite Primärenergieverbrauch von 2008 bis 2035 um 36%. Das entspricht einem Wachstum von durchschnittlich 1,2% pro Jahr. Zum Vergleich ist in den vergangenen 27 Jahren der Energieverbrauch pro Jahr im Schnitt um 2% gestiegen. Mehr als die Hälfte dieses Zuwachses haben fossile Energieträger gedeckt. Im 450-Millionstel-Szenario erhöht sich der Verbrauch zwischen 2008 und 2035 ebenfalls, aber im Jahresdurchschnitt nur noch um 0,7%. Der Anteil der Kernenergie am Primärenergiemix steigt von 6% (2008) auf 8% (2035). In derselben Zeitspanne würde sich laut IEA der Anteil der erneuerbaren Energien (Wasser, Wind, Solar etc.) am Primärenergiemix auf 14% verdoppeln.
… und des Stromverbrauchs
Die Experten der IEA rechnen damit, dass der Stromverbrauch bis 2035 im «New Policies Scenario» im Durchschnitt um 2,2% pro Jahr wachsen wird. Einen Grossteil davon (80%) werden Nicht-OECD-Länder beitragen. Gemäss IEA wird sich in diesem Zeitraum die Stromnachfrage in China verdreifachen. Weltweit müssten bis 2035 zusätzlich rund 5900 GW bereitgestellt werden, um Altanlagen ersetzen und die steigende Nachfrage decken zu können. Knapp die Hälfte davon müsste bereits in zehn Jahren am Stromnetz sein. Im Referenzzeitraum wird die Kapazität der Kernkraftwerke um 360 GW ausgebaut und die Lebensdauer einiger Anlagen verlängert. Der Umstieg auf Kernkraft, erneuerbare Energien und sonstige CO2-arme Technologien soll den Kohlendioxidausstoss je erzeugter Stromeinheit zwischen 2008 und 2035 um einen Drittel senken, rechnet die IEA vor.
Quelle
M.B. nach IEA, World Energy Outlook 2010, Pressemitteilung und Zusammenfassung, 9. November 2010