«Weil es Sinn macht» – Langzeitbetrieb am Forumstreff
Der Langzeitbetrieb von Kernkraftwerken ist ökonomisch, ökologisch und sozial. Gleichzeitig stellt er die Betreiberfirmen vor verschiedene Herausforderungen, wie Rajesh Pattupara von Axpo, am Forumstreff darlegte.

Der erste Forumstreff des Jahres 2025 fand am 4. März im Berner Generationenhaus statt. «Langzeitbetrieb der Schweizer Kernkraftwerke – Chancen und Herausforderungen», lautete der Titel des Referats von Dr. Rajesh Pattupara, Nuclear Asset Manager bei Axpo. Er hat das Projekt zur Sicherstellung des Langzeitbetriebs des Kernkraftwerks Beznau geleitet und berichtete in Bern vor rund 80 Gästen darüber.
Für den Langzeitbetrieb sprechen laut Pattupara verschiedene Faktoren. Aus ökonomischer Sicht ist er eine der kosteneffektivsten Lösungen zur Bereitstellung von CO2-freiem Grundlaststrom, trägt zur Diversität des Energiemix und damit zur Versorgungssicherheit bei und verschafft Zeit für die Weiterentwicklungen von anderen CO2-armen Technologien. Ein möglichst langer KKW-Betrieb sei zudem ökologisch, da er fossile Brennstoffe einspart und Treibhausgas reduziert, und sozial, da er für sichere Arbeitsplätze und sozioökonomische Vorteile sorgt. Die Verlängerung der Lebensdauer von Infrastrukturen ist gängige Praxis, so Pattupara, da «es einfach Sinn macht».
Vielfältige Herausforderungen
Auf der anderen Seite geht Langzeitbetrieb nicht ohne Hürden und Hindernisse in verschiedenen Bereichen. Lieferketten und Brennstoffkreisläufe sind dabei ebenso Themen wie Strahlenschutz und Chemie. Im technischen Bereich hängt die Länge der Betriebsdauer laut Pattupara im Wesentlichen von der Versprödung des Reaktordruckbehälters (RDB) ab. Ein RDB-Ersatz mache weder wirtschaftlich Sinn, noch sei er im bestehenden Regelwerk vorgesehen.
Daneben hänge die Machbarkeit auch stark von personellen Themen ab und bedinge HR-Massnahmen. Die Wirtschaftlichkeit des Langzeitbetriebs ist von den Preisen am Strommarkt abhängig und mit entsprechenden Unsicherheiten behaftet. Vor diesem Hintergrund verwies Pattupara auf verschiedene Formen von Unterstützung und finanziellen Absicherungen bei anderen Energieträgern und in anderen Ländern teilweise auch für Atomstrom.
Sicherheit bleibt das oberste Gebot
Aus regulatorischer Sicht bestünden für eine Verlängerung der Lebensdauer bestehender Schweizer Kernkraftwerke keine besonderen formellen Anforderungen. Vom Gesetz her können die Werke betrieben werden, solange ihre Sicherheit gewährleistet ist. Das Einhalten der Sicherheitsanforderungen bedinge mit fortschreitender Lebensdauer immer höhere Investitionen für Nachrüstungen und Instandhaltung. Regulatorische Risiken bestehen laut Pattupara auch bei verschiedenen nicht nuklearen Aspekten, wie zum Beispiel dem europaweiten Verbot des Kühlmittels R-22 oder den Anforderungen der Luftreinhalteverordnung bei Dieselaggregaten.
Zum Abschluss seines Vortrags verwies Pattupara auf sozio-politische Umstände hin, die den Langzeitbetrieb beeinflussen können. Staatliche Massnahmen zur Unterstützung oder Absicherung des Betriebs würden langen Gesetzgebungsverfahren unterliegen und könnten an Referendumsabstimmungen scheitern. «Aber bei all diesen Faktoren ist es immer eine Frage der Zeit, und die Dinge können sich sehr schnell ändern», lautete Pattuparas Schlusswort. Seinem Referat folgten eine Fragerunde und weiterführende wie auch themenfremde Gespräche beim Apéro.
Quelle
M.R.