Vor 75-Jahren: Entdeckung der Kernspaltung
Am 17. Dezember 1938 gelang es Otto Hahn und Fritz Strassmann erstmals eine Kernspaltung nachzuweisen. Diese Entdeckung veränderte das Bild von Atomkernen grundlegend und für die Kernphysik begann eine neue Epoche.
Otto Hahn, Direktor des Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie in Berlin und sein Assistent Fritz Strassmann beschossen eine Uranprobe mit abgebremsten, langsamen Neutronen. Mit diesem Experiment sollten eigentlich schwere Elemente des Periodensystems jenseits des Urans – sogenannte Transurane – erzeugt und weiter erforscht werden. Auch andere Forscherteams etwa um den italienischen Physiker Enrico Fermi und die Französin Irène Joliot-Curie führten ähnliche Versuche aus. Das Berliner Experiment vom 17. Dezember 1938 war die Antwort auf eine Herausforderung durch das Team um Irène Curie in Paris. Hahn und Strassmann wollten dabei die von Curie beobachtete und einem neuen Element zugeschriebene Radioaktivität auf bekannte Elemente und Zerfallsprozesse zurückführen. Bei ihrer Analyse der Reaktionsprodukte stellte sich jedoch heraus, dass auch im Ausgangsmaterial nicht vorkommende, viel leichtere Element Barium gebildet wurde.
Geburt der Kernspaltung
Am 19. Dezember setzte sich Hahn mit Lise Meitner in Verbindung und sprach dabei die Möglichkeit eines «Zerplatzens» von Urankernen nach Neutronenbeschuss an. Meitner war in der Arbeitsgruppe bei Theoriefragen und dem physikalischen Verständnis tonangebend, war aber im Juli 1938 ins schwedische Exil gegangen, da sie in Deutschland als Person jüdischer Abstammung verfolgt wurde. Meitner und ihr Neffe Otto Robert Frisch, der ebenfalls Physiker war, gaben den Beobachtungen von Hahn und Strassmann einen theoretischen Rahmen und prägten den Begriff der «Kernspaltung». Einzig Hahn wurde 1944 für die Entdeckung der Spaltung schwerer Atomkerne mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet.
Vom militärischen zum friedlichen Nutzen
In der Folge widmeten sich zahlreiche Physiker der Entdeckung und es wurden rasch Erkenntnisfortschritte erzielt. Am Beginn der Anwendung der Kernenergie stand der militärische Aspekt im Mittelpunkt und prägte das Bewusstsein der damaligen Epoche. Erst mit der Rede vom amerikanischen Präsidenten Dwight D. Eisenhower «Atoms for Peace» vor den Vereinten Nationen am 8. Dezember 1953 rückte die friedliche Nutzung der Kernenergie in den Blick von Politik und Weltöffentlichkeit. Die Rede begründete die Internationale Atomenergie Organisation (IAEO), die bis heute die friedliche Nutzung der Kerntechnik in Energie, Medizin, Forschung, Industrie und Landwirtschaft fördert, den Bestand und Austausch spaltbaren Materials überwacht sowie sicherheitsbezogene Standards entwickelt.
Quelle
M.B. nach DAtF, Medienmitteilung, 17. Dezember 2013