VDE-Studie zur Stromversorgung 2020
Eine massive Reduktion der CO2-Emissionen Deutschlands ist nur möglich bei der Aufrechterhaltung der Kernenergie. Dies zeigt die Studie «Elektrische Energieversorgung 2020 - Perspektiven und Handlungsbedarf» der Energietechnischen Gesellschaft (ETG) des deutschen Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE) auf.
Auf Basis der Versorgungssituation in 2003 hat die VDE drei Grundszenarien entwickelt, die mögliche Pfade in die Zukunft bis 2020 beschreiben.
Szenario 1 orientiert sich an der derzeitigen Energiepolitik der Bundesregierung und ihrer Zielsetzung, die erneuerbaren Energien massiv zu fördern und den Ausstieg aus der Kernenergie wie beschrieben fortzusetzen. Entstehende Lücken bei den Primärenergieträgern sollen durch zusätzliche Gasimporte ausgeglichen werden. Im Szenario 2 wird ein verlangsamter Ausstieg aus der Nutzung der Kernenergie angenommen. Angestrebt wird eine kostenoptimierte Lösung unter Einhaltung der Kyoto-Ziele, also eine Reduzierung der CO2-Emissionen von 1990 um 18% bis 2012.
Szenario 3 verfolgt die Vorgabe, die CO2-Emissionen drastisch zu reduzieren, um Raum für eine künftige Verschärfung der Kyoto-Ziele zu schaffen. Dies erfordert eine Reduktion der fossilen Energieträger und die Nutzung der Kernenergie auf heutigem Niveau. Hinzu kommt ein kräftiger Ausbau erneuerbarer Energien vor allem in den Bereichen Wind und Biomasse. Dieser Ansatz zeigt, wie weit eine maximale Reduzierung des Ausstosses von Treibhausgasen gehen könnte.
Die Investitionskosten sind beim Szenario 1 mit Abstand am höchsten. Trotz des enormen Einsatzes für die erneuerbaren Energien wird jedoch keine wesentliche und nachhaltige Reduktion der CO2-Emissionen erreicht. Der Grund dafür ist im Ausstieg aus der CO2-freien Kernenergie und deren Substitution durch fossile Energieträger zu suchen. Die Abhängigkeit von Importen im Energiebereich steigt dabei durch den vermehrten Einsatz von Gas weiter an. Negativ zu Buche schlagen auch die fossilen «Schattenkraftwerke» und die zusätzlichen Netzaufwendungen für den Stromtransport von den Offshore-Gebieten in Nord- und Ostsee zu den Verbrauchszentren im Süden und Westen Deutschlands.
Im Szenario 2 werden mit nur etwa 70% des Investitionsvolumens nahezu die gleichen Ergebnisse bei der Reduktion des CO2-Ausstosses erreicht. Ebenso wird ein deutlicher Einstieg in die erneuerbaren Energien sichergestellt. Insgesamt wird bei diesem Weg in die Zukunft mehr Zeit für Erfahrungen bei der Erzeugung u.a. von Offshore-Windenergie und einem angepassten Netzbetrieb mit neuen Technologien gewonnen.
Eine massive Reduktion der CO2-Emissionen, das zeigt Szenario 3, ist nur möglich bei der Aufrechterhaltung der Kernenergie und gleichzeitigem Ausbau der erneuerbaren Energien. Die Investitionskosten liegen ungefähr in der Mitte zwischen den Szenarien 1 und 2. Die Importabhängigkeit bei den Primärbrennstoffen ist in diesem Fall am geringsten.
Welchen Weg Deutschland bis 2020 im Energiesektor gehen will, ist noch nicht entschieden. «Unsere Studie bietet aber die Chance, auf der Basis von Fakten und gesicherter Daten und realistischen Prognosen mit hoher Wahrscheinlichkeit eine konstruktive Diskussion zu führen», erläutert Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Schröppel, Vorsitzender des VDE. Darüber hinaus zeigt die Studie mit der Fusion Wege auf, auch langfristig bei zur Neige gehenden Reserven für die fossilen Energieträger, die Stromversorgung sicherzustellen.
Quelle
D.S. nach VDE, Pressemitteilung, 7. März 2005