USA verlängern erstmals KKW-Betriebsbewilligung auf 60 Jahre
Das US-Kernkraftwerk Calvert Cliffs hat sich die landesweit erste Verlängerung der Betriebsbewilligung um 20 Jahre gesichert.
Die Baltimore Gas and Electric, Teil der Constellation Energy Group (CEG), hatte den Antrag für die Erneuerung der Betriebsbewilligung des in Maryland gelegenen Kraftwerks im April 1998 eingereicht. Die Nuclear Regulatory Commission (NRC) hat das Gesuch nach dem Prüfen von betrieblichen Sicherheits- und Umweltaspekten und nach mehr als dreissig öffentlichen Sitzungen während des Prüfprozesses am 23. März 2000 bewilligt. Das Verfahren dauerte deutlich weniger lange als erwartet.
Der CEG-Präsident und Geschäftsleitungsvorsitzende Christian Poindexter ist begeistert: "Dies wurde dank den Tausenden von Constellation-Mitarbeitern erreicht, die über Jahre hinweg ihre Verpflichtung zur Sicherheit, Integrität und Qualität gezeigt haben. Die Arbeit dieses hoch begabten und erfahrenen Teams hat uns erlaubt, in der Energie-Industrie Geschichte zu schreiben. Das ist ein Meilenstein, der dazu beiträgt, einen zuverlässigen, effizienten und diversifizierten Energiemix zu sichern, der die Energiestrategie und die Konkurrenzfähigkeit von Constellation auf dem heimischen Markt stärkt." Angelina Howard, Vizepräsidentin des Nuclear Energy Institute (NEI), doppelte nach: Der Vorgang sei "ein historischer und aufregender Tag für die Kernenergie-Industrie". Die CEG-Mitarbeiter seien "die wahrhaften neuen Nuklearpioniere der Nation". Die Erneuerung einer Betriebsbewilligung für ein kommerzielles Kernkraftwerk in den USA stelle einen Durchbruch dar und sei die erste von vielen, die noch folgen. Sie demonstriere sowohl den ausgezeichneten Standard des Kernkraftwerks Calvert Cliffs als auch die Stärke und Vitalität der Nuklearindustrie als ganzes.
Calvert Cliffs besteht aus zwei Druckwasserreaktoreinheiten mit 835 und 840 MW Nettoleistung. Block 1 nahm 1974 den kommerziellen Betrieb auf und Block 2 folgte 1976. Die ursprünglichen Betriebsbewilligungen, die 2014 bzw. 2016 abgelaufen wären, wurden bis 2034 und 2036 verlängert. Beide Blöcke wurden von der Combustion Engineering Inc ausgelegt und von der Bechtel Power Corporation gebaut. Die Erneuerung der Betriebsbewilligung hat die Betreiberin rund US$ 20 Mio. gekostet. Die Nuklearindustrie erwartet, dass diese Kosten für zukünftige Antragsteller noch deutlich fallen werden. Das NEI rechnet mit US$ 5-10 pro installierter Kilowattstunde für die Lizenzerneuerung. Die CEG hat ihre Investitionen als Vorläuferin in diesem Verfahren aber nicht umsonst getätigt: Sie verkauft ihre Erfahrungen durch die Tochter Constellation Nuclear Services, die sechs Unternehmen bei der Vorbereitung der Erneuerungsanträge berät.
Bereits für acht der 104 in Betrieb stehenden amerikanischen Reaktorblöcke wurden bei der NRC Gesuche für die Erneuerung der Betriebsbewilligung gestellt, und die Eigentümer von 21 weiteren Reaktorblöcken haben die Sicherheitsbehörde darüber informiert, in den nächsten drei Jahren entsprechende Anträge einreichen zu wollen. Eine letztes Jahr vom Japan Atomic Industrial Forum durchgeführte weltweite Untersuchung zeigt, dass die Laufzeitverlängerung von Leistungsreaktoren ein globaler Trend wird und sich eine angestrebte Lebensdauer von 60 Jahren abzeichnet.
Quelle
M.S. nach NEI Infowire, 23. März 2000