USA: Prominente Gruppe fordert den Weiterbetrieb von Diablo Canyon
79 Wissenschaftler, Akademiker und Unternehmer haben den Gouverneur von Kalifornien, Gavin Newsom, aufgefordert, das Kernkraftwerk Diablo Canyon in Betrieb zu halten. In einem offenen Brief betont die Gruppe die Notwendigkeit des CO2-armen Stroms, den das Kraftwerk in das Netz des Bundesstaats einspeist.
Einer der prominentesten Unterzeichner des Schreibens ist Steven Chu. Der Physiker erhielt 1997 den Nobelpreis und war US-Energieminister unter Präsident Barack Obama. «Angesichts unserer Klimakrise ist die Schliessung des Werks nicht nur unverantwortlich, die Folgen könnten katastrophal sein», heisst es in dem Schreiben. Die beiden Blöcke des Kernkraftwerks Diablo Canyon liefern derzeit jährlich etwa 18 Mio. MWh Strom, was etwa 10% der Gesamtproduktion Kaliforniens entspricht. Block 1 soll im November 2024 und Block 2 im August 2025 abgeschaltet werden.
«Wir haben es eilig, unseren Planeten zu dekarbonisieren und hoffentlich vor den sich verschlimmernden Auswirkungen des Klimawandels zu retten. Wir sind der festen Überzeugung, dass die Schliessung von Diablo Canyon im Jahr 2025 diesem Ziel zuwiderläuft», schreiben die Absender. Sie werde die Treibhausgasemissionen, die Luftverschmutzung erhöhen und das Erreichen des Ziels von 100% sauberem Strom bis 2045 viel schwieriger und teurer machen. «Kalifornien muss seine gesamte Produktion erneuerbarer Energie in etwas mehr als zwei Jahren um 20% steigern, um die von Diablo Canyon produzierte saubere Energie zu ersetzen.» Da die Stromerzeugung aus Wasserkraft in Kalifornien in diesem Jahr infolge historischer Dürren um 19% zurückgegangen sei (und diese Ressource aufgrund von Klimaauswirkungen wahrscheinlich unberechenbar bleiben werde), sei die Aussicht, dieses Ziel zu erreichen, zunehmend düster.
Die Gruppe befürchtet, dass Erdgas-Kraftwerke die «einzige funktionsfähige Alternative zum sofortigen Ersatz» von Diablo Canyon zu sein scheinen. Sie verweist dabei auf das bereits vom Netz genommene Kernkraftwerk San Onofre südlich von San Clemente. Hier habe die klimaschädliche Stromproduktion durch Erdgas zugenommen, um die verlorene Kernenergieerzeugung auszugleichen.
«Selbst wenn Kalifornien den Diablo Canyon kurzfristig durch erneuerbare Energien ersetzen könnte, ist das nicht das richtige Ziel. Der blosse Ersatz reicht nicht aus. Ein Austausch würde die Emissionen lediglich auf ihrem derzeit gefährlichen Niveau einfrieren», heisst es in dem Brief. Das richtige Ziel sei es, die CO2-Emissionen so schnell wie möglich zu reduzieren, und das richtige Mittel sei, erneuerbare Energien zusätzlich zur kohlenstofffreien Energie von Diablo Canyon hinzuzufügen, nicht als Ersatz für diese Energie.
Der Brief wurde von der gemeinnützigen Stiftung Save Clean Energy verschickt, die sich in erster Linie organisiert hatte, um gegen die Schliessung des Kernkraftwerks zu protestieren.
Quelle
S.D. nach The Tribune, Meldung, 3. Februar 2022
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