USA: Illinova zieht sich aus der Kernenergie zurück
Die Illinova Corporation, ein Energiekonzern im US-Staat Illinois, teilt mit, dass sie ihr einziges KKW Clinton veräussern oder schliessen will.
Dies ist ein Ergebnis der Verwaltungsratssitzung vom 9. Dezember 1998. Ein dritte Variante, nämlich der Zusammenschluss mit einem grösseren Nuklearbetreiber, wurde verworfen, weil der Verwaltungsrat die Illinova weg von der Kernenergie führen will. Ein Zeitplan für das weitere Vorgehen wurde nach der Sitzung nicht bekannt, gemäss einer Firmensprecherin könnte aber noch einige Zeit verstreichen, bis über den Verkauf oder die Schliessung von Clinton endgültig entschieden werde. Verschiedene Gesellschaften hätten Interesse am Kauf der 950-MW-Siedewassreaktoranlage angemeldet.
Die jetzige Entscheidung dient der Illinova dazu, die Bewertung ihrer Aktiven und Passiven anzupassen. Insbesondere will die Firma den jetzigen Buchwert für Clinton von US$ 1,6 Mrd. auf das Niveau eines beträchtlich tiefer geschätzten Marktwertes abschreiben. Damit reagiert Illinova auf die hohen Stillstandskosten des KKW Clinton, das seit dem 6. September 1996 abgeschaltet ist.
Die Entwicklungen um das KKW Clinton illustrieren die gegenwärtige Tendenz zur Konzentration bei den amerikanischen Kernkraftwerkbetreibern (z.B. Bulletin 14, 19 und 21/1998): Betreiber mit wenigen Blöcken möchten sich aus der Kernenergie zurückziehen. Damit stehen ihre Blöcke zu günstigen Marktpreisen zum Verkauf an grosse Betreiber, die sie mit ihrer Nuklearkompetenz rasch in die Gewinnzone bringen können. Ob dies dem neuen Betreiber gelingen kann, hängt in den USA nicht nur vom technischen Zustand des KKW-Blockes, sondern auch von seiner Lage im Verbundnetz ab. Ersteres bestimmt die zukünftigen Erzeugungskosten, letzteres den möglichen Stromverkaufpreis.
Quelle
H.K. nach Illinova News Release vom 9. Dezember 1998