Ukraine: Energoatom plant 60 Jahre Betrieb für alle Kernkraftwerke
Die Ukraine plant, die Laufzeit all ihrer Kernkraftwerkseinheiten auf 60 Jahre zu verlängern. Dies sagte die staatliche Nuklearbetreiberin NNEGC Energoatom gegenüber der internationalen Kernenergie-Nachrichtenagentur NucNet.
Wenn kein Entscheid getroffen wird, die Laufzeit der Kernkraftwerkseinheiten in der Ukraine zu verlängern, so könnten laut Energoatom nach 2040 nur noch vier kommerzielle Blöcke am Netz bleiben. Dies wären Rowne-4 und Saporoschje-6 sowie Chmelnizki-3 und -4, die noch in Bau sind. Bei gegenwärtig elf Einheiten ist eine Betriebsbewilligung bereits von 40 auf 50 Jahre verlängert worden.
Bei Saporoschje-5 haben die Arbeiten zur Verlängerung der Betriebsdauer begonnen. Die drei Einheiten, bei denen diese Arbeiten noch nicht lanciert worden sind, sind Saporoschje-6 (anfänglich vorgesehene Lebensdauer von 40 Jahren wird im Oktober 2026 erreicht), Rowno-4 (Juni 2035) und Chmelnizki-2 (Juli 2035).
«Alle Kernkraftwerke in der Ukraine werden ein Verfahren zur Laufzeitverlängerung durchlaufen», erklärte die Energoatom. «Darüber hinaus sieht die Energiestrategie der Ukraine bis 2035 den Bau von Ersatzkapazitäten vor.»
Chmelnizki-3 und -4 vom Typ WWER-1000 sind die einzigen zwei Blöcke der Ukraine, die als in Bau bezeichnet werden. Der erste Beton für die beiden Einheiten war Mitte der 1980er-Jahre gegossen worden. Die beiden Bauprojekte wurden 1990 wegen dem Reaktorunfall von Tschernobyl gestoppt. Block 3 war damals zu 75% und Block 4 zu 28% fertiggestellt. Die Energoatom teilte der NucNet kürzlich mit, dass die Fortsetzung des Baus von der Integration des ukrainischen Energiesystems in das europäische Netz abhänge. Ein langfristiger Vertrag über den Export von Strom aus Chmelnizki-2 in europäische Länder wird laut Energoatom ein wichtiges Finanzierungsinstrument für die geplante Fertigstellung von Chmelnizki-3 und -4 sein.
2019 lieferte der ukrainische Kernkraftwerkspark fast 54% der Stromerzeugung des Landes. Damit klassiert sich das Land zusammen mit der Slowakei auf Platz 2 hinter Frankreich mit 71%.
Quelle
M.A. nach NucNet, 28. April 2020