UK: SMR könnten grosse nukleare Einheiten ergänzen
Zusätzliche Kernenergieeinheiten bilden den Schlüssel zu einem kohlenstoffarmen Energiesystem in Grossbritannien. Eine neue britische Studie hat nun untersucht, wie sich grosse Kernenergieeinheiten und Small Modular Reactors (SMR) in Zukunft ergänzen können.
Die Studie «Nuclear – the role for nuclear within a low carbon energy system» des Energy Technologies Institute (ETI) kommt nach der Analyse von zwei gegensätzlichen Szenarien zum Schluss, dass die Kombination aus neuen Kernenergieprojekten, konventionellen thermischen Kraftwerken mit Kohlenstoffabscheidung (CCS) und erneuerbaren Energien einen Schlüssel zu einem britische Energiesystem mit möglichst tiefen CO2-Ausstoss bilden könnte. Grosse Kernkraftwerke seien am besten geeignet, um Bandenergie zu erzeugen. Wie viel Leistung von grossen Werken allerdings in Grossbritannien bis 2050 zugebaut werde, hänge von zahlreichen Faktoren wie der Verfügbarkeit von Kapital, dem Erfolg heutiger Projekte oder der Ressourcensituation in der Zuliefererkette ab. Eine der weniger beachteten Randbedingungen sei auch das Vorhandensein von geeigneten Standorten in England und Wales. Es könnte zu einer Konkurrenzsituation zwischen Kernkraftwerksprojekten und solchen für CCS-Kraftwerke kommen, da die beiden Technologien ähnliche Standortvorgaben haben. Hier könnten SMR eine Entlastung bieten. Ihnen stünden mehr Standorte zur Verfügung als grossen nuklearen Einheiten.
Die Studie befasste sich intensiv mit SMR. Ein SMR-Park, der typischerweise eine Leistung von 50–300 MW pro Einheit aufweist, könnte grosse Einheiten ideal ergänzen. Die Studie sieht SMR als geeignete Lieferanten von Wärme und Elektrizität. Solche CO2-armen Wärmelieferungen würden gemäss der Studie einen wesentlichen Beitrag an die kohlenstoffarme Energieversorgung von Gebäuden leisten. Gerade für grössere Städte geht das ETI davon aus, dass Wärmeenergie aus SMR günstiger zu stehen käme als etwa durch Erzeugung mit Wärmepumpen.
SMR könnten Netzstabilität gewährleisten
Während grosse Reaktoren Bandenergie liefern, könnten SMR flexibel produzieren und einem täglichen Fahrplan folgen. So könnte die Netzstabilität gewährleistet werden, insbesondere sobald ein noch grösserer Anteil an stochastischen erneuerbaren Energien Strom ins Netz einspeist.
Der Einsatz von SMR sei heute indes mit vielen Unsicherheiten verbunden. Ein spezifisches britisches Regierungsprogramm zum zukünftigen Einsatz von SMR gebe es noch nicht. Allerdings habe das Department of Energy and Climate Change im April 2015 eine interdepartementale Initiative gestartet, die bis zum März 2016 Informationen zusammentragen solle, um die Gesetzgebung in Bezug auf SMR weiter zu entwickeln. Mike Middleton, Strategieverantwortlicher für nukleare Themen beim ETI, geht davon aus, dass die nächsten zehn Jahre entscheidend sein werden, um einen Investitionsentscheid für einen kommerziell betriebenen SMR in Grossbritannien auszuarbeiten. Vor 2030 werde allerdings kaum ein SMR betriebsbereit sein, so Middleton. Auch würden solche zukünftigen nuklearen Technologien nur zum Einsatz kommen, wenn ein Marktbedürfnis bestehe und wenn sie die kostengünstigste Lösung anbieten könnten.
Quelle
S.Ry. nach ETI, «Nuclear – the role for nuclear within a low carbon energy system», 7. Oktober, 2015