Tschernobyl: Probleme mit Rohrrissen tauchen wieder auf
Im Kernkraftwerk Tschernobyl sind erneut Rissprobleme in den Kühlleitungen aufgetaucht.
Der einzige noch in Betrieb stehende Block 3 (925 MW, RBMK) wurde am 15. Dezember 1998 für Instandhaltungsarbeiten abgestellt und sollte eigentlich Mitte Februar wieder ans Netz. Tatsächlich werden die zusätzlichen Reparaturarbeiten den Reaktor zwei Wochen länger stillstehen lassen. Die betroffenen Leitungen sind Bestandteil der Normal- und Notfallkühleinrichtungen. Die Schweissnahtdefekte sind ähnlich denjenigen, die im Juli 1997 zu einem zehnmonatigen Stillstand des Blockes geführt hatten. Nach Angaben der ukrainischen nuklearen Aufsichtsbehörde wurden seit der Abschaltung im Dezember 46 Defekte in 200 geprüften Schweissnähten gefunden. Der grösste Defekt ist ein interner Riss von 46 cm Länge in einer Schweissverbindung eines 30-cm-Rohres. Zusätzlich haben in 27 von 113 Verbindungen, die man vor dem Wiederanfahren im Mai 1998 nicht als reparaturbedürftig ansah, die Rissgrössen zugenommen.
Bis jetzt wurden drei Defekte repariert, und 26 werden noch bewertet. Möglicherweise werden einige Verbindungen mit kleineren Fehlern unrepariert gelassen. Ukrainische Forschungsinstitute untersuchen gegenwärtig Schweissnaht-Proben. Gemäss Tschernobyl-Verantwortlichen ist dieses Problem mit austenitischen Stählen, die in solchen Systemen verwendet werden, nicht neu und das Phänomen bei russischen und westlichen Experten bekannt.
Quelle
H.K. nach Mitteilung des Internationalen Tschernobyl-Zentrums, 15. Januar 1999