Tschechien: Bindende Angebote für neue Kernkraftwerksblöcke erhalten

Tschechien plant den Bau je zwei neuer Kernkraftwerksblöcke in Temelin und Dukovany. Dafür hat der staatliche tschechische Energieversorger ČEZ zwei ergänzende Angebot erhalten. Diese stammen von den Reaktorherstellern Électricité de France (EDF) und Korea Hydro & Nuclear Power (KHNP). Tschechien darf das Dukovany-Projekt mit staatlicher Beihilfe unterstützen.

6. Mai 2024
Kernkraftwerk Dukovany
Das bestehende Kernkraftwerk Dukovany (Bild) soll erweitert werden.
Quelle: ČEZ

Tschechien verfügt über die bestehenden Kernkraftwerksstandorte Dukovany und Temelin. Die Regierung will dort neue Kernkraftwerksblöcke bauen: Dukovany-5 und Dukovany-6 sowie Temelin-3 und Temelin-4. Ende April 2024 reichten EDF und KHNP nun ergänzende Nachträge zu ihrem Erstangebot vom Oktober 2023 bei ČEZ ein – mit verbindlichen Offerten für alle vier Blöcke. Die vorgeschlagenen Reaktoren EPR1200 (EDF) und APR1000 (KHNP) gehören zur Generation III+.

Die Erstangebote von EDF, KHNP und Westinghouse waren 2023 eingereicht worden. Damals noch auf der Basis eines verbindlichen Angebots für Dukovany-5 und unverbindlichen Angeboten für die übrigen Kernkraftwerksblöcke. Daraufhin änderte die Regierung die Ausschreibungsvorgaben im Januar 2024 ab und verlangte verbindliche Angebote für alle vier Blöcke: Die Vergabe von vier Blöcken in einem Paket und nicht als Einzelaufträge spart bis zu 25% der Kosten. EDF und KHNP durften nochmals ergänzende Angebote zum Erstangebot einreichen. Westinghouse erfüllte zuvor die Forderungen nicht und wurde ausgeschlossen.

Ergänzende Angebote werden nun geprüft
Elektrárna Dukovany II (EDU II) – die für die Durchführung des Neubauprojekts gegründete hundertprozentige Tochtergesellschaft von ČEZ – wird nun die ergänzenden Angebote «unter wirtschaftlichen, kommerziellen und technischen Gesichtspunkten bewerten. Das Bewertungsmodell basiert auf den Empfehlungen der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO)», schreibt das Unternehmen. Der Auswertungsbericht gehe an das tschechische Ministerium für Industrie und Handel und werde anschliessend der tschechischen Regierung zur endgültigen Genehmigung vorgelegt. Diese trifft dann einen Entscheid über den bevorzugten Anbieter. Bis zum 31. März 2025 sollen die Verträge unterschriftsreif sein. Der erste Reaktorblock könnte 2036 seinen Testbetrieb und 2038 den kommerziellen Betrieb aufnehmen.

Einzelheiten zu den Angeboten von KHNP und EDF
Die KHNP bietet Tschechien den Reaktor APR1000 mit einer elektrischen Leistung von 1050 MW an. Wie von Tschechien gefordert, maximiere KHNP bei der Lieferkette die Beteiligung von tschechischen Zulieferern. Ein tschechisches Unternehmen würde die Dampfturbine liefern.

Ausschreibungsverfahren für neue Kernkraftwerke in europäischen Ländern wie Tschechien, Polen und Slowenien schreiben eine Zertifizierung durch die European Utility Requirements (EUR) Organization vor. Diese Zertifizierung stellt sicher, dass Reaktoren die gängigen sicherheitstechnischen und wirtschaftlichen Anforderungen für den europäischen Markt erfüllen. Im März 2023 hatte KHNP diese Zertifizierung für seinen APR1000 erhalten.

EDF offeriert für Tschechien den EPR1200 mit einer elektrischen Leistung von 1200 MW. Im Vergleich zum EPR2 ist der EPR1200 somit leistungsschwächer und verfügt nur über drei statt vier Dampferzeuger. Das ergänzende Angebot von EDF umfasst die Lieferung von Engineering, Beschaffung, Bau und Inbetriebnahme von bis zu vier EPR1200. Dies, in Zusammenarbeit mit Framatome, GE SteamPower (liefert Dampfturbine Arabelle 1000) und Bouygues Travaux Publics. Ebenfalls Teil des Angebots sind «Auslegungs- und Durchführungsarbeiten für Kernbrennstoff und die Lieferung von Brennelementen», schreibt EDF. Auch EDF wird tschechische Zulieferer in das Projekt miteinbeziehen.

Staatliche Unterstützung erfüllt EU-Beihilfevorschriften
Am 30. April 2024 genehmigte die Europäische Kommission zudem die tschechisch-staatlichen Beihilfen für den Bau und Betrieb des neuen Kernkraftwerks in Dukovany. Am 30. Juni 2022 hatte die Kommission eine eingehende Untersuchung eingeleitet, um die Angemessenheit und Verhältnismässigkeit der Beihilfe zu prüfen. Tschechien habe während der Prüfung die Bedingungen für die öffentliche Förderung des Projekts geändert, um Bedenken der Kommission auszuräumen.

Quelle

B.G. nach ČEZ, EDF und Europäische Kommission, Medienmitteilungen, 30. April 2024 sowie KHNP, LinkedIn-Post, 30. April 2024

Bleiben Sie auf dem Laufenden

Abonnieren Sie unseren Newsletter

Zur Newsletter-Anmeldung

Profitieren Sie als Mitglied

Werden Sie Mitglied im grössten nuklearen Netzwerk der Schweiz!

Vorteile einer Mitgliedschaft