Temelin-Entscheid verschoben
Die Regierung der Tschechischen Republik hat ihren Entscheid über das in Bau stehende Kernkraftwerk Temelin erneut verschoben und hofft jetzt, bis Ende April 1999 zu einer Einigung über die Fertigstellung zu kommen.
Offiziell begonnen hat der Bau der beiden 912-MW-Druckwasserblöcke des exsowjetischen Typs WWER-1000 bereits vor 15 Jahren. Doch politische und finanzielle Probleme, aber auch die Notwendigkeit, die Anlage nach Baubeginn auf westliche Sicherheitsnormen zu bringen, haben zu erheblichen Verzögerungen und grossen Mehrkosten geführt. Der erste Block könnte jetzt im Mai 2001 und der zweite im November 2002 ans Netz gehen. Doch einerseits stagniert die Stromnachfrage im Land seit einiger Zeit, so dass die Produktion von Temelin bis auf weiteres exportiert werden müsste, und andererseits üben Gewerkschaften im tschechischen Kohlenrevier, Umweltschützer und der Nachbar Österreich politischen Druck aus, Temelin aufzugeben. Die in der Frage gespaltene Regierung hat daher eine unabhängige Gruppe beauftragt, einen Bericht über alle strittigen Fragen auszuarbeiten. Der Bericht liegt der Regierung seit Anfang März vor und Auszüge sind in der Öffentlichkeit bekannt geworden. Demnach besteht aus Versorgungssicht wirklich kein Bedarf für die elektrische Energie aus Temelin. Die sinkende Nachfrage hat das nationale Elektrizitätsversorgungsunternehmen CEZ sogar veranlasst, den geplanten Ausbau eines Kohlekraftwerks auf Eis zu legen. Aber andererseits verspricht sich die CEZ, mit dem Export des in Temelin relativ günstig erzeugten Stroms die Finanzierung der gemachten Investition zu sichern. Laut Umfragen wären 45% der Tschechen für und nur 25% gegen eine Inbetriebnahme des Kernkraftwerks.
Quelle
P.B. nach NucNet vom 9., 19. und 24. März 1999