Teilchenbeschleuniger der nächsten Generation ist projektreif
Am 12. Juni 2013 ist der Technical Design Report für das zukünftige Teilchenphysik-Projekt «International Linear Collider» (ILC) dem International Committee for Future Accelerators (ICFA) übergeben worden, das die Planung zukünftiger Teilchenbeschleuniger weltweit koordiniert. Der ILC ist zur Ergänzung und Weiterführung der Physik am Large Hadron Collider (LHC) des Europäischen Kernforschungszentrums Cern in Genf vorgesehen.
An einer weltweiten Veranstaltung, die in Tokio, anschliessend am Cern und schliesslich am Fermilab in Chicago stattfand, feierten Wissenschafter und Gäste die Veröffentlichung des fünfbändigen Berichts mit den Plänen für das zukünftige Teilchenbeschleuniger-Projekt ILC. An jedem der drei Veranstaltungsorte wurde der komplette Bericht übergeben, und die Veranstaltung wurde mit einem virtuellen Handschlag per Videokonferenz von einer Zeitzone in die nächsten übergeben.
«Der Technical Design Report zeigt, dass wir grundsätzlich loslegen können», fasste Barry Barish, Direktor des ILC Global Design Effort, das Ergebnis zusammen. «Die Technik ist da, die Meilensteine der Forschungs- und Entwicklungsarbeiten wurden erreicht, die Physik ist klar skizziert und wir könnten gleich morgen mit dem Bau starten. Jetzt brauchen wir eine klare politische Aussage, und es gibt deutliche Signale aus Japan, sich für dieses Projekt als Standort zu bewerben.»
Laut Cern ist der Technical Design Report das Ergebnis jahrelanger weltweit koordinierter Forschungsarbeiten des ILC Global Design Effort, der damit seine Aufgabe erfüllt hat. Der Bericht enthalte alle Komponenten und Planungen, um den ILC den Regierungen der beteiligten Länder vorzustellen, sei realistisch und optimiert auf hohe wissenschaftliche Ausbeute sowie möglichst geringe Kosten, so das Cern. Der Bericht zeige insbesondere die erfolgreiche Konstruktion und Inbetriebnahme der Testanlagen für supraleitende Resonatoren auf und verweise auf die grossen Fortschritte, die bei der Optimierung der Produktionsprozesse der supraleitenden Resonatoren gemacht worden seien. 16’000 dieser Resonatoren würden insgesamt für den ILC benötigt. Einzelheiten zu den zwei fortschrittlichsten Detektoren, die die Elektron-Positron-Kollisionen im ILC aufzeichnen sollen, seien ebenso enthalten wie die genaue Planung der erforderlichen Ingenieur- und Bauarbeiten.
Die weitere Fortführung des Projekts übernimmt die neu gegründete Linear Collider Collaboration LCC, die die beiden am weitesten entwickelten Teilchenphysik-Beschleunigerprojekte für höchste Energien, den ILC und den Compact Linear Collider (CLIC) zu einer gemeinsamen Organisation zusammenführen.
Quelle
M.A. nach, Cern und Desy, Medienmitteilungen, 12. Juni 2013