Superkritischer Reaktor aus China

Das Nuclear Power Institute of China (NPIC) – auch unter dem Namen Southwest Reactor Engineering Research and Design Academy bekannt – sieht für die kommenden zehn Jahre vier Entwicklungsschritte für seinen neuen mit super- oder überkritischem Wasser gekühlten Reaktor vor: Als erstes soll die Entwicklungsarbeit an der Technologie fortgesetzt werden. Im Zeitraum vom 2017 bis 2021 liegt die Auslegung im Fokus. Die Bauarbeiten sind zwischen 2019 und 2023 vorgesehen. Bis Mitte der 2020er-Jahre könnte die erste Demonstrationseinheit in Betrieb gehen. Gemäss dem Nuclear Power Institute of China soll der SCR-1000 genannte Reaktorblock eine elektrische Leistung von 1000 MW haben.

Superkritischen Reaktoren wird eine höhere Effizienz sowohl in finanzieller wie auch in betrieblicher Hinsicht zugeschrieben. Diese Reaktoren werden bei einem Druck und einer Temperatur betrieben, die über dem sogenannten kritischen Punkt von Wasser liegt – also über 374 °C und über 221 bar. Knackpunkt bei der Umsetzung in einem Kernreaktor ist die Validierung von Wärmeübertragungsmodellen bei Transienten, beispielsweise beim Übergang vom unterkritischen in den überkritischen Bereich. Zudem müssen geeignete Werkstoffe besonders für die Brennelemente sowie die Funktion passiver Kühlsysteme qualifiziert werden.

China untersucht seit 2003 das Konzept eines mit superkritischem Wasser gekühlten Reaktors. 2007 wurde ein Forscher- sowie Projektmanagementteam für das Projekt ins Leben gerufen. Das Reaktorkonzept ist eines der sechs Systeme, die das Generation IV International Forum (GIF) aus knapp 100 Vorschlägen zur Weiterentwicklung ausgewählt und zur Verfolgung vorgeschlagen hat. Die anderen Systeme sind der Salzschmelze- oder Flüssigsalzreaktor (MSR), der gasgekühlte Schnelle Reaktor (GFR), der bleigekühlte Schnelle Reaktor (LFR), der natriumgekühlte Schnelle Reaktor (SFR) sowie der Höchsttemperaturreaktor (VHTR).