Studie zur britischen Energiezukunft

Laut einer am 18. März 2010 veröffentlichen Studie der britischen Royal Academy of Engineering muss Grossbritannien seine Energiewirtschaft grundlegend umstrukturieren, damit es seinen Energiebedarf decken und seine Treibhausgasemissionen bis 2050 um 80% senken kann. Diese Umstrukturierung sei auch dann nötig, wenn Grossbritannien seinen Energiebedarf in allen Sektoren erheblich verringert, so der Bericht

24. März 2010

Die Studie «Generating the Future: UK energy systems fit for 2050» stellt vier mögliche Energieszenarien vor, die alle das CO2-Reduktionsziel von 80% zum Ziel haben. Jedes Szenario zeige, dass es keine «Wunderlösung» gebe, die die verlangte Senkung ermögliche, so der Bericht. Eine Kombination von erhöhter Effizienz und Verhaltensänderung werde für die nötige Abnahme der Nachfrage entscheidend sein. Der Bericht geht auf die enorme Bedeutung der vorliegenden ingenieurtechnischen Herausforderungen ein und zeigt auf, dass Grossbritannien seine erneuerbaren Energiequellen voll nutzen und diese mit Kernenergie sowie kohle- oder gasbefeuerten Anlagen mit CCS (Carbon Capture and Storage) ergänzen muss. Je nach Szenario ist der Bau von 20 bis 80 neuen Kernkraftwerken oder Anlagen mit CCS nötig, um das CO2-Reduktionsziel zu erreichen, da der Ersatz fossiler Brennstoffe zu einer Erhöhung des Stromverbrauchs führen wird.

Dame Sue Ion, Vorsitzende der Arbeitsgruppe Energieszenarien der Akademie, betonte, die Zeit für zusätzliche Beratungen oder detaillierte Optimierungen sei abgelaufen: «Infrastrukturprojekte in dieser Grössenordnung laufen nicht nach politischen Fristen.» Es dauere Jahrzehnte, um grosse Infrastrukturprojekte zu entwickeln und zu verwirklichen. Deshalb würden nur diejenigen kohlenstoffarmen Technologien in Frage kommen, die bereits jetzt bekannt seien, um die Ziele von 2050 zu erreichen, so Ion.

Zudem spricht die Studie die Schulungsprogramme an, die nötig sind, damit in allen Bereichen die Mitarbeiter über die erforderlichen Kenntnisse verfügen und die neuen Infrastrukturen gebaut und erhalten werden können. Laut Bericht wird der Grossteil dieser Fachleute aus der traditionellen Ingenieur- und Technikerbranche stammen. Neue Disziplinen würden jedoch auch angesprochen, da neue Technologien immer häufiger angewendet würden.

Regierung muss handeln

Während der Markt das Instrument für Technologie- und Unternehmenslösungen sein werde, erfordere die kombinierte Herausforderung Klimawandel, Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit ein von der Regierung gelenktes Vorgehen, ist sich die Studie sicher. Nur die Regierung könne die Errichtung der nötigen Infrastrukturen ermöglichen und gewährleisten, von denen einige als natürliche Monopole nicht auf die klassischen Marktkräfte reagierten. Der Markt werde erst reagieren, wenn die Regierung einen geeigneten langfristigen Plan festlege und gewährleiste, dass die Schaffung der notwendigen Infrastrukturen innerhalb des breiteren europäischen Kontexts erfolge.

Die erforderlichen grundlegenden und weitreichenden Veränderungen innerhalb des britischen Energiesystems können nur im Rahmen einer nationalen Strategie umgesetzt werden, die den Prozess koordiniert und vorantreibt, so der Bericht weiter. Eine solche Strategie müsse durch ein hohes Mass an ganzheitlichem Denken geprägt sein und sich von Anfang an auf eine kritische Bewertung der wirtschaftlichen, technischen und unternehmerischen Realitäten stützen. Trotz der Schaffung des Department of Energy and Climate Change – was der Bericht positiv bewertet – reichten die aktuellen staatlichen Strukturen, einschliesslich der Marktregulierung, nicht aus. Eine Reorganisation der Ministerien dränge sich deshalb auf. «Es muss auch anerkannt werden, dass die bedeutsamen Veränderungen, die das britische Energiesystem benötigt, um die Reduktionsziele zu erfüllen, unweigerlich erhebliche Mehrkosten für die Endverbraucher mit sich bringen», folgert der Bericht.

Quelle

M.A. nach The Royal Academy of Engineering, Medienmitteilung und Bericht «Generating the Future: UK energy systems fit for 2050», 18. März 2010

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