Spanien: Konsequenzen eines Ausstiegs abklären

Bevor Spanien einen Entscheid über einen Ausstieg aus der Kernenergie fällt, sollte die Regierung eine quantitative Analyse der Konsequenzen für Versorgungssicherheit, Umweltschutz und Wirtschaftswachstum durchführen und die Ergebnisse öffentlich diskutieren.

9. Okt. 2005

Dies empfiehlt die Internationale Energieagentur (IEA) in ihrem Bericht «Energy Policies of IEA Countries - Spain 2005 Review». Die Agentur weist darauf hin, dass die Kernenergie heute in Spanien die wichtigste inländische Energiequelle ist und eine entscheidende Rolle für die Versorgungssicherheit und die Reduktion der Treibhausgase spielt. Zudem sei die spanische Nuklearindustrie in der Lage, die Bedürfnisse der Kernkraftwerkbetreiber weitgehend abzudecken.
Die gegenwärtige sozialistische Regierung Spaniens hatte 2004 im Wahlkampf erklärt, dass sie mittelfristig aus der Kernenergie aussteigen und sie schrittweise durch andere Energiequellen ersetzen wolle. Die IEA warnt in ihrem Bericht, dass die mit dieser Absichtserklärung geschaffene Unsicherheit die Stabilität und Voraussagbarkeit des Strommarktes, die Weiterentwicklung des nuklearen Regelwerks und die Investitionsbereitschaft der Kernkraftwerkbetreiber beeinträchtigen könnte.

Betriebsverlängerungen und Leistungserhöhungen prüfen

Im Weiteren empfiehlt die IEA zu prüfen, wie sich eine Verlängerung der Lebensdauer der bestehenden Anlagen und Leistungserhöhungen auf die Ziele der nationalen Energiepolitik auswirken würden. Nötig sei auch, dass die nukleare Sicherheitsbehörde Spaniens (CSN) die Information über sicherheitsrelevante Ereignisse rasch und transparent sicherstelle. Schliesslich soll die Lösung zur Behandlung der hochaktiven Abfälle weiterhin so vorangetrieben werden, dass wie geplant bis 2010 Entscheide gefällt werden können.
In Spanien stehen gegenwärtig neun Kernkraftwerke mit einer Gesamtleistung von 7585 MW in Betrieb (siehe Grafik). Der Atomstromanteil betrug im Jahr 2004 rund 23%. Bisher wurde einzig für das Kernkraftwerk José-Cabrera-1 ein Stilllegungsdatum festgelegt. Der 1968 in Betrieb genommene Druckwasserreaktor (142 MW) soll im April 2006 abgeschaltet werden, nach einer Betriebszeit von 38 Jahren.

Quelle

M.S. nach IEA, Medienmitteilung, 10. Oktober 2005

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