"Schwieriges Jahr" für BNFL
Trotz einem um 32% auf £ 2,064 Mrd. gestiegenem Umsatz und einem vor Sonderabschreibungen um 16% auf £ 65 Mio. gewachsenen Bruttogewinn kann sich die British Nuclear Fuels plc (BNFL) über das am 31. März abgeschlossene Geschäftsjahr 1999/2000 kaum freuen. Die Neubewertung von Altlasten und Risiken veranlassen die neu ernannte Geschäftsleitung, ausserordentliche Abschreibungen von £ 411 Mio. und Rückstellungen von £ 45 Mio. vorzunehmen, so dass in der Bilanz ein Nettoverlust vor Steuern von £ 337 Mio. ausgewiesen werden muss.
Der Umsatzzuwachs ist wesentlich dem Zukauf der Westinghouse und der ABB zu verdanken: Die Geschäftsgruppe Fuel Manufacture and Reactor Services verzeichnete dank der abgeschlossenen Integration der Westinghouse Electric Company einen Umsatzanstieg von £ 187 Mio. auf £ 730 Mio. und trug auch substanziell zum Bruttogewinn bei. Enttäuschend war die Geschäftsgruppe Magnox Generation, weil die gasgekühlten Kernkraftwerke mit ihrer Technologie aus den 50er-Jahren die geplante Arbeitsverfügbarkeit nicht erreichten und einen operativen Verlust einfuhren. Zusätzlich waren Abschreiber und Rückstellungen besonders in Folge der vorzeitigen Stilllegung von Hinkley-Point-A vorzunehmen, so dass die Gruppe zur erheblichen finanziellen Last für die BNFL wurde. Gut war hingegen das Gesamtergebnis der Geschäftsgruppe Spent Fuel Management, und dies trotz der Vorfälle in der Pilotanlage Sellafield für die Herstellung von Mischoxid-Brennstoff (Mox). Diese erscheinen in der Bilanz als ausserordentliche Abschreibung von £ 113 Mio. Dank einer Rekordproduktivität der Wiederaufarbeitungsanlage Thorp stiegen in dieser Gruppe sowohl der Umsatz (auf £ 599 Mio.) wie auch der operative Bruttogewinn (auf £ 100 Mio.). Der Umsatz der Geschäftsgruppe Nuclear Decommissioning and Clean-up hingegen schrumpfte auf £ 167 Mio., das Bruttoergebnis war negativ und die Neubewertung langfristiger Verpflichtungen legte die Vornahme ausserordentlicher Abschreibungen und Rückstellungen nahe, denn auf bestehenden, schlecht budgetierten Dienstleistungsverträgen muss mit Verlusten gerechnet werden.
Die Konsequenzen aus dem "schwierigen Jahr" wurden bereits gezogen und frühere Fehler korrigiert, so dass nach Ansicht der Geschäftsleitung in Zukunft wieder mit erfreulichen Ergebnissen gerechnet werden darf. Kurzfristig steht sie jedoch weiterhin vor grossen Herausforderungen, um die Effizienz und die Sicherheit in allen Geschäftgruppen zu verbessern und das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen. Die Gruppe Spent Fuel Management wird für den Geschäftserfolg wichtig bleiben. Allerdings bestehen noch grosse Unsicherheiten, solange für die Mox-Herstellung in Sellafield keine Betriebsbewilligung vorliegt.
Quelle
P.B. nach Mitteilung der BNFL, 14. September 2000