Schweizerische Kernenergiehaftpflichtverordnung revidiert
Der Bundesrat hat eine Teilrevision der Kernenergiehaftpflichtverordnung (KHV) verabschiedet. Sie beinhaltet eine neue Regelung zur Deckung bestimmter nuklearer Schäden durch die Bundesversicherung.
Am 13. Juni 2008 verabschiedete das Parlament das revidierte Kernenergiehaftpflichtgesetz (KHG) und genehmigte die revidierten internationalen Übereinkommen zur Haftung auf dem Gebiet der Kernenergie (Pariser Übereinkommen und Brüsseler Zusatzübereinkommen). Die Schweiz ratifizierte die beiden Übereinkommen im März 2009.
Laut Bundesamt für Energie (BFE) wird die KHV basierend auf dem neuen KHG einer Totalrevision unterzogen. Die Vernehmlassung dazu dauerte von März bis Juni 2013. Das revidierte KHG und die totalrevidierte KHV können jedoch erst rechtskräftig werden, wenn das revidierte Pariser Übereinkommen in Kraft tritt. Dazu muss dieses von mindestens zwei Dritteln der 16 Vertragsparteien ratifiziert sein. Damit ist frühestens Anfang 2016 zu rechnen.
Teilrevision der KHV verabschiedet
Die nun am 14. Januar 2015 vom Bundesrat verabschiedete Teilrevision der KHV bezieht sich auf das geltende KHG von 1983. Dieses legt fest, dass der Inhaber einer Kernanlage unbeschränkt für nukleare Schäden haftet und über eine Versicherungsdeckung von CHF 1 Mrd. verfügen muss. Die Versicherungsdeckung ist soweit möglich durch die Privatassekuranz zu erbringen. Subsidiär versichert der Bund diejenigen nuklearen Schäden, die von der Privatassekuranz nicht gedeckt werden können und erhebt dafür Prämien.
Derzeit sind bestimmte nukleare Schäden teilweise oder ganz von der privaten Deckung ausgeschlossen (KHV, Artikel 4, Absatz 1). Diese Ausschlussliste muss angepasst werden, da die internationalen Rückversicherungspools nicht in der Lage sind, die von der Kernenergiehaftpflichtgesetzgebung geforderte Deckung bereitzustellen. Um eine Deckungslücke zu verhindern, kann laut BFE mit der entsprechenden Anpassung nicht zugewartet werden bis das neue KHG und die totalrevidierte KHV in Kraft treten.
- Neu werden nukleare Schäden zwischen CHF 500 Mio. und CHF 1 Mrd., die trotz jederzeit eingehaltener Grenzwerte für Radioaktivität entstehen, von der privaten Versicherungsdeckung ausgeschlossen. Die Bundesversicherung übernimmt die Deckung solcher Schäden und erhebt dafür Prämien. Dadurch erhöhen sich die Prämienzahlungen der Schweizer Kernkraftwerke und der Zwischenlager Würenlingen AG an den Bund um 2–3%. Gleichzeitig werden die Prämien der reduzierten privaten Versicherungsdeckung entsprechend reduziert. Die Teilrevision der KHV hat damit kaum Auswirkungen auf die Gesamtprämien.
- Die Formulierung bezüglich der teilweise von der privaten Deckung ausgeschlossenen Terrorrisiken wird geringfügig angepasst. Eine Prämienanpassung ist dadurch nicht notwendig.
Die Teilrevision der KHV tritt am 15. Februar 2015 in Kraft.
Quelle
M.A. nach BFE, Medienmitteilung, 14. Januar 2015