Schweden: Forsmark-1 und -2 können wieder ans Netz

Die schwedische Kernenergie-Sicherheitsbehörde SKI (Statens Kärnkraftinspektion) hat am 28. September 2006 die Freigabe zum Wiederanfahren der beiden Siedewasser-Reaktorblöcke Forsmark-1 und -2 erteilt, dies jedoch unter verschärften Auflagen.

27. Sep. 2006
Das Kernkraftwerk Oskarshamn-2, wo keine Änderungen an der Notstromversorgung nötig waren, ist nach der vorsorglichen Abschaltung wieder am Netz (im Bild der Kontrollraum).
Das Kernkraftwerk Oskarshamn-2, wo keine Änderungen an der Notstromversorgung nötig waren, ist nach der vorsorglichen Abschaltung wieder am Netz (im Bild der Kontrollraum).

Die SKI verlangt, dass die Betreiberin - die Forsmarks Kraftgrupp AB -ihre Sicherheitskultur erhöht und einen entsprechenden Umsetzungsplan vorlegt. So müsse das Personal besser beurteilen können, ob ein Reaktor unerwartet reagiere und welche Mass-nahmen zu ergreifen seien. Zudem seien die Verfahren, die mit Änderungen in der Anlage zusammenhängen, zu verbessern. Die SKI verlangt auch verbesserte Abläufe bei den Instandhaltungsarbeiten und bei den periodischen Kontrollen der Komponenten und Systeme. Bis auf Weiteres unterstehen alle drei Forsmark-Einheiten der «speziellen Aufsicht» durch die SKI. Dies bedeutet unter anderem, dass die Betriebsleitung der SKI jeden Tag über alle Ereignisse und Entscheide Bericht erstatten muss.
Am 25. Juli 2006 hatten - nach einem Kurz-schluss in einer ausserhalb des Werks liegenden elektrischen Schaltanlage - mehrere Sicherheitssysteme im Block 1 von Forsmark versagt. Nach Prüfung der Berichte und Anträge der Betreiberin hatte die SKI am 14. September 2006 die Umsetzung einer Reihe technischer Massnahmen verfügt, die mittlerweile verwirklicht worden sind. Entsprechende Ertüchtigungsmassnahmen wurden auch am Block Forsmark-2, der in diesen Teilen baugleich ist, verlangt.
Die SKI-Untersuchung brachte zudem Probleme im Management zutage. So habe es die Betreiberin versäumt, nach Änderungen im Kontrollraum an Anzeigen und Bedienungselementen zur Überwachung und Steuerung der Notstromversorgung im Jahr 2005 die Handbücher und Fahrvorschriften anzupassen.
Während des Zwischenfalls war der Block Forsmark-2 bereits für die umfassendsten Révisions- und Nachrüstarbeiten seiner Betriebsgeschichte abgeschaltet gewesen. Inzwischen wurden neben Verbesserungen der Leittechnik und den verlangten Massnahmen bei der Notstromversorgung die Niederdruckturbine und weitere Systeme des Dampfkreislaufs überarbeitet, um den Wirkungsgrad zu verbessern.

Forsmark-1 und Oskarshamn-2 am Netz, Verzögerungen bei Forsmark-2

Am Vormittag des 29. September war Forsmark-1 wieder am Netz. Bei Forsmark-2 verzögerte sich das Wiederanfahren zunächst wegen einer Störung an einem Neutronenflussdetektor, dann wegen einer Leckage im Bereich der Kondensatorkühlung und schliesslich wegen einer Undichtigkeit des Containments. Bei Redaktionsschluss des vorliegenden Bulletins (5. Oktober 2006) rechnete die Betreiberin indessen damit, die Einheit am 9. Oktober wieder in Betrieb nehmen zu können. Die Mehrheitseigentümerin Vattenfall schätzt, dass der rund zweimonatige Ausfall der beiden vom Zwischenfall betroffenen Kernkraftwerkseinheiten eine Einnahmeneinbusse von SEK 1,5 Mrd. (CHF 256 Mio.) verursacht hat.
Der vom Zwischenfall vom 25. Juli indirekt betroffene Block 1 des Kernkraftwerks Oskarshamn bleibt weiterhin abgeschaltet. Oskarshamn-2, wo zwar keine Änderungen an der Notstromversorgung nötig waren, diesen Sommer aber ein neuer Generator installiert wurde, ist ebenfalls wieder am Netz, indessen erst im Teillastbetrieb.

Quelle

M.A./P.B. nach Vattenfall, Pressemitteilung, 28. September 2006, und SKI, Pressemitteilungen, 28., 29. September und 3. Oktober 2006

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