Schottland: Hunterston-B nach 45 Jahren abgeschaltet
Das Kernkraftwerk Hunterston-B in North Ayrshire in Schottland ist nach der Abschaltung von Hunterston-B2 vollständig ausser Betrieb gegangen. Dies hat die Betreiberin EDF Energy am 7. Januar 2022 gemeldet. Hunterston-B1 war bereits am 26. November 2021 abgeschaltet worden.
Die Anlage, die im Februar 1976 erstmals ans Netz ging, sollte zunächst 25 Jahre laufen, ihre Lebensdauer wurde jedoch auf über 45 Jahre verlängert. Die beiden gasgekühlten Reaktoren wurden 2018 vom Netz genommen, nachdem bei Routineinspektionen Risse in ihren Graphitkernen entdeckt worden waren. Die britische Aufsichtsbehörde, Office for Nuclear Regulation (ONR), genehmigte den Neustart von Hunterston-B1 und Hunterston-B2 (auch Hunterston-3 und -4 genannt) für nur noch für einen begrenzten Zeitraum. In beiden Reaktorblöcken wird nun der Kernbrennstoff entfernt und zur Lagerung nach Sellafield im Nordwesten Englands transportiert wird. Dieser Prozess wird voraussichtlich drei Jahre dauern, wobei der Standort dann von EDF Energy an die britische Nuclear Decommissioning Authority (NDA) übergeben wird, damit ihre Tochtergesellschaft Magnox die Stilllegung fortsetzt.
Der Werksleiter von Hunterston-B, Paul Forrest, sagte: «Der Beitrag, den das Kraftwerk Hunterston-B für dieses Land geleistet hat, darf nicht unterschätzt werden. Es hat nicht nur Tausenden von Menschen in der Region North Ayrshire eine stabile, gut bezahlte Beschäftigung geboten, sondern hat auch fast 300 TWh CO2-freien Strom produziert, genug, um 31 Jahre lang jedes Haus in Schottland mit Strom zu versorgen.»
Nach Angaben der britischen Verbandes Nuclear Industry Association (NIA) hat Hunterston-B im Laufe seiner Lebensdauer 224 Mio. Tonnen Kohlendioxidemissionen im Wert von umgerechnet USD 22,7 Mrd. zu den aktuellen CO2-Preisen eingespart. Der Verband geht davon aus, die entstehende Stromlücke nach der Abschaltung der Kernreaktoren teilweise mit importiertem Gas aus extrem volatilen Weltmärkten gefüllt werden müsse, was die Verbraucherpreise in die Höhe treibe und die Energiesicherheit Schottlands bedrohe.
Quelle
S.D. nach EDF Energy, Medienmitteilung, 7. Januar 2022 und NIA, Medienmitteilung, 23. Dezember 2021