Restliche Lucens-Abfälle jetzt im Zwilag
Die sechs Stahlbehälter mit den restlichen radioaktiven Abfällen aus dem ehemaligen Versuchsatomkraftwerk Lucens sind vom 17. bis 25. September 2003 in das zentrale schweizerische Zwischenlager der Zwilag (Zwischenlager Würenlingen AG) verbracht worden.
Im Auftrag der Nationalen Gesellschaft zur Förderung der industriellen Atomtechnik (NGA) wurden die sechs bis zu 3,67 m breiten und 95 Tonnen schweren Grossbehälter auf dem Vorgelände des abgebrochenen Versuchsatomkraftwerks einer nach dem anderen auf Spezialtransporter verladen und über eine fast 200 km lange Route ins Zwischenlager überführt. Dort wurden sie nach einer Einganginspektion in die Behälterlagerhalle gebracht. Wegen des Gewichts und der Grosse unterlag der Transport besonderen Auflagen. Nach Prüfung der getroffenen Massnahmen durch die Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen (HSK), Würenlingen, bewilligte das Bundesamt für Energie (BFE) den Transport und die HSK erteilte die Freigabe.
Nach dem Abtransport der letzten Abfälle kann das Verfahren beginnen, um das Vorgelände von Lucens endgültig als Kernanlage aufzuheben und die NGA aufzulösen. Die ganze Aktion wird aus den Entsorgungsrückstellungen der NGA finanziert und setzt den Schlusspunkt unter die wechselvolle Geschichte der eigenständigen Kernkraftwerksentwicklung der 50er- und 60er-Jahre in unserem Land.
Bei der Demontage und Zerlegung des Versuchsatomkraftwerks Lucens nach dem Unfall vom 21. Januar 1969 wurden die meisten radioaktiven Abfälle in rund 230 Standardfässer gefüllt, beim Eidgenössischen Institut für Reaktorforschung in Würenlingen - heute Paul Scherrer Institut (PSI) - konditioniert und von diesem entsorgt. Die 72 unbeschädigten Brennelemente gingen für die Wiederaufarbeitung zur Eurochemic im belgischen Mol. Grössere aktivierte und kontaminierte Reaktorkomponenten - namentlich der Moderatortank, Abschirmungen, Filter, Wärmetauscher, Pumpen und zersägte Rohre - sowie 61,6 Kilogramm Uranschmelze aus dem beim Unfall stark beschädigten Brennelement Nummer 59 wurden während der Untersuchung der Unfallursache und der Demontage des Reaktors mit der aus Strahlenschutzgründen gebotenen Eile in sechs rostfreie Grossbehälter verbracht. Die Dokumentation des Vorgangs erfolgte summarisch. Die verfügbaren Informationen reichten indessen aus, um den Transport, die Zwischenlagerung und die weitere Behandlung bis zur Beseitigung in einem Endlager fachgerecht vorzubereiten und durchzuführen. Nach dem Füllen wurden die Behälter verschraubt und 1972 luftdicht verschweisst. Sie befanden sich seither in einem besonderen Zwischenlager auf dem Vorgelände des inzwischen vollständig abgebrochenen Versuchsatomkraftwerks. Seit dem Verpacken ist das radioaktive Gesamtinventar in den Behältern auf knapp 5TBq zurückgegangen. Es ist im schweizerischen Inventar radioaktiver Abfälle, das die Nagra (Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle) führt, erfasst. Die maximale Dosisleistung an der Oberfläche der Behälter liegt heute zwischen 0,01 und 1,0 mSv/h.
Quelle
P.B. nach einer BFE-Medienmitteilung vom 15. September und SVA-Medienunterlagen vom 17. September 2003