Polen: PGE strebt vollständigen Besitz an der Projektgesellschaft des Patnow-Kernkraftwerksprojekts an
Der polnische Energieversorger Polska Grupa Energetyczna (PGE) möchte alle Anteile an der Projektgesellschaft für das privat finanzierte Patnow-Kernkraftwerksprojekt übernehmen. Dazu hat PGE mit dem Partner ZE PAK eine Vereinbarung zum Festlegen der Übernahmebedingungen unterzeichnet. Neu gibt es Gerüchte zu Électricité de France (EDF) als Reaktorlieferanten.
Die Projektgesellschaft PGE PAK Energia Jądrowa SA ist zu je 50% in Besitz von PGE und ZE PAK und wurde im April 2023 gegründet, um vorbereitende Aktivitäten im Hinblick auf den möglichen Bau eines Kernkraftwerks in der Region Patnow-Konin durchzuführen. PGE möchte nun die Anteile von ZE PAK übernehmen und schloss mit dem Unternehmen eine Vereinbarung über die Festlegung der Erwerbsbedingungen. Die bisherigen Pläne sehen vor, am Standort des stillzulegenden Patnow-Kohlekraftwerks von ZE PAK als Ersatz zwei privat finanzierte südkoreanische APR1400-Einheiten zu bauen.
Eine Absichtserklärung dazu hatten das polnische Ministerium für Staatsvermögen, das koreanischen Ministerium für Handel, Industrie und Energie, das polnische Energieunternehmen ZE PAK, die Polska Grupa Energetyczna SA (PGE) und der Reaktorhersteller Korea Hydro & Nuclear Power (KHNP) Ende Oktober 2021 unterzeichnet. Ein Grundsatzentscheid des polnischen Ministeriums für Klima und Umwelt vom Dezember 2023 bestätigte formell, dass das geplante Patnow-Kernkraftwerksprojekt und die damit verbundene Investition mit den Zielen der polnischen Energiepolitik übereinstimmen. Nach dem Regierungswechsel in Polen Ende 2023 gab es keine Neuigkeiten mehr zum Patnow-Projekt, während das staatlich finanzierte Kernkraftwerksprojekt in Lubiatowo-Kopalino Fortschritte machte.
PGE möchte weitere Standorte für Kernkraftwerk erkunden
Mit der Vereinbarung vom Januar 2025 zwischen PGE und ZE PAK wird erst der Prozess zur Klärung der Bedingungen gestartet, zu denen PGE in den alleinigen Besitz der Projektgesellschaft PGE PAK Energia Jądrowa SA gelangen könnte. Die Vereinbarung gibt PGE das ausschliessliche Recht, bis zum 30. Juni 2025 über den vollständigen Besitz der Projektgesellschaft zu verhandeln. Sie verpflichtet die Parteien jedoch nicht zum Abschluss eines Geschäfts.
Der PGE-Vorstandvorsitzende Dariusz Marzec deutete an, weshalb der staatlich-kontrollierte Energieversorger den alleinigen Besitz der Patnow-Projektgesellschaft anstrebt: «Unserer Meinung nach wird uns dies grössere Möglichkeiten geben, in Absprache mit der Regierungsverwaltung, die die Richtung der diesbezüglichen Aktivitäten in Polen vorgibt, Analysen über zusätzliche mögliche Standorte für das Nuklearprojekt durchzuführen.» In einem Post auf X vom 24. Januar 2025 hielt Marzec zudem fest: «Die erfolgreiche Umsetzung von Energiewendeprojekten und die Stärkung der Energiesicherheit Polens müssen in Zusammenarbeit mit vertrauenswürdigen Geschäftspartnern erfolgen, zu denen auch unsere französischen Kollegen von EDF gehören. Gemeinsam mit EDF-CEO Luc Rémont haben wir Möglichkeiten der Zusammenarbeit im Nuklearbereich erörtert.»
Das polnische Wirtschaftsinformationsportal Biznes Alert äussert die Vermutung, dass nun EDF und nicht der südkoreanische Reaktorhersteller KHNP für das zweite Kernkraftwerksprojekt in Polen berücksichtigt werden könnte. PGE prüfe zudem, ob Belchatow und der dortige Bergbau- und Energiekomplex eine bessere Option für das Kernkraftwerksprojekt sei als Patnow-Konin.
Quelle
B.G. nach PGE, Medienmitteilung, 23. Januar 2025; Biznes Alert, Artikel vom 27. Januar 2025; Dariusz Marzec, Post auf X, 24. Januar 2025, sowie NucNet, 28. Januar 2025
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