Polen: Patnow erfüllt Voraussetzungen für Kernkraftwerksbau
Der Kohlestandort Patnow in Zentralpolen erfüllt «alle geologischen und ökologischen Voraussetzungen» für den Bau von bis zu vier Druckwasserreaktorblöcken des südkoreanischen Typs APR-1400. Dies hat Harry Chang, Vizepräsident der staatlichen Korea Hydro & Nuclear Power Company (KHNP), gegenüber dem polnischen Nachrichtenportal BiznesAlert erklärt.
Patnow wird im Strategiepapier «Polnische Energiepolitik bis 2040» und im polnischen Kernenergieprogramm als möglicher Standort für ein Kernkraftwerk aufgeführt. Dieser Standort erfüllt die geologischen und ökologischen Bedingungen und grenzt gleichzeitig an ein Wasserreservoir, das eine angemessene Kühlung der Reaktoren ermöglicht, erläuterte Chang in einem Interview mit dem Nachrichtenportal BiznesAlert. Bemerkenswert sei die hohe Akzeptanz der Anwohner für Nuklearprojekte, die aus der langjährigen Tradition der Energiegewinnung in diesem Gebiet resultiere, sagte er. Laut Chang beträgt die Fläche des Standorts Patnow rund 580 ha, was ausreiche, um dort APR-1400-Reaktoren zu bauen. Die für den Bau von vier APR-1400-Einheiten erforderliche Fläche beträgt gemäss Chang ca. 112 ha, und die Fläche des bestehenden Kohlekraftwerks in Patnow beträgt 50,4 ha plus weitere 537,6 ha. Zudem sei die Strominfrastruktur einschliesslich einer 400-kV-Schaltstation bereits vorhanden.
Patnow seit 2021 als Kernkraftwerksstandort im Gespräch
Im November 2022 begann die KHNP laut eigenen Angaben, den Standort Patnow für den Bau von APR-1400-Anlagen zu untersuchen. Dort sind derzeit zwei Braunkohlekraftwerke mit einer Gesamtleistung von rund 1100 MW in Betrieb, die zu den grössten Energieanlagen Polens gehören. Sie sollen bis 2030 stillgelegt werden. Der Eigentümer, das polnische Energieunternehmen ZE PAK, betrachtet die Kernenergie als eine Option zur Dekarbonisierung seines Energieerzeugungsportfolios. ZE PAK betrachtet aber nicht nur den Bau von grossen Leistungsreaktoren wie den APR-1400, sondern interessierte sich ursprünglich auch für kleine, modulare Reaktoren (SMR) wie den BWRX-300. Im September 2021 kündigten ZE PAK und Synthos Green Energy an, dass sie zusammenarbeiten würden, um den Bau des von GE Hitachi Nuclear Energy entwickelten Kernkraftwerks BWRX-300 in Patnow zu prüfen. ZE PAK gehört dem Milliardär Zygmunt Solorz und Synthos Green Energy dem ehemaligen Rallyefahrer Michal Solowow. Synthos Green Energy ist eine Tochtergesellschaft von Synthos, einem Hersteller von synthetischem Kautschuk und einem der grössten Produzenten chemischer Rohstoffe in Polen. In einer Erklärung hiess es damals, ZE PAK wolle in vier bis sechs Reaktoren des Typs SMR mit einer Kapazität von jeweils 300 MW investieren. ZE PAK zog sich jedoch aus der SMR-Vereinbarung mit Synthos zurück, als der Vorschlag eines privatwirtschaftlich finanzierten Kernkraftwerks in Patnow in Partnerschaft mit der Polska Grupa Energetyczna SA (PGE) und KHNP im Oktober 2022 bekannt wurde.
Quelle
M.A. nach BiznesAlert, 17. Januar 2023 NucNet, 24. Januar 2023
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