Neue Krebsstudie über Kinder von Sellafield-Arbeitern

Eine neue Studie von Heather Dickinson und Louise Parker, die Anfang dieses Jahres im International Journal of Cancer veröffentlicht wurde, beschäftigt sich mit einem möglichen Zusammenhang des erhöhten Leukämievorkommens unter Jugendlichen in der Umgebung von Sellafield und der beruflichen, externen Strahlenexposition ihrer Väter. In Sellafield stehen die Wiederaufarbeitungsanlage und weitere Anlagen des britischen Nuklearprogramms.

14. Aug. 2002

Die Studie erfasst alle Kinder bis zum Alter von 25 Jahren, die in der Region Cumbria zwischen dem 1. Januar 1950 und dem 31. Dezember 1991 geboren wurden - 274'170 an der Zahl. Der Fokus der Untersuchung liegt auf den Kindern, deren Väter vor der Zeugung einer beruflichen Strahlenbelastung als Sellafield-Angestellte ausgesetzt waren. Dies betrifft 9859 Kinder. Festgestellt und untersucht wurden in dieser Kohorte 10 Fälle von Leukämie (Krebs der weissen Blutkörperchen) und 3 Fälle von Non-Hodgkin-Lymphom (bösartige Lymphzellgeschwülste). Im Vergleich dazu traten in der ganzen Region Cumbria während dem Untersuchungszeitraum 162 resp. 35 Fälle auf.
Wirft man nun einen Blick auf die Strahlenbelastung der in Sellafield arbeitenden Väter, so waren 1737 von ihnen einer kumulierten externen Strahlenbelastung von mehr als 100 mSv ausgesetzt. Laut den Autoren lässt sich klar nachweisen, dass das Leukämie/Non-Hodgkin-Risiko für Kinder bei zunehmender Strahlenbelastung ihrer Väter statistisch signifikant ansteigt. Diese Dosis-Wirkungs-Beziehung ergibt sich v.a. aus Fällen zu Beginn des Untersuchungszeitraums und bei noch kleinen Kindern. Der Zusammenhang ist jedoch wesentlich schwächer als in einer vorangegangenen Studie von Martin Gardner, die 1990 veröffentlicht worden war (Bulletin 5/1990). Gardner untersuchte dieselbe Kohorte von Kindern von Sellafield-Arbeitern, sein Untersuchungszeitraum endete jedoch 1985.
Die Kinder, deren Väter einer erhöhten Strahlenexposition ( > 100 mSv) ausgesetzt waren, haben jedoch auch häufiger Eltern, die in Cumbria oder anderen Regionen mit kleiner Bevölkerungsdurchmischung geboren wurden. Hier spielt nun die Populationsdurchmischungs-Hypothese mit rein: Epidemiologen machen vermehrt virale Infektionen für die örtlichen Häufungen von Leukämiefällen verantwortlich, wobei die Viren entweder in eine nichtresistente Bevölkerung eingeschleppt wurden oder sich in Isolaten zu einer Miniepidemie entwickeln konnten. Nach Meinung der Autoren dieser neusten Studie lässt sich die Häufung der Leukämiefälle unter den Kindern von Sellafield-Arbeitern nur durch eine Kombination der Variablen Populationsdurchmischung, Geburtenzeitpunkt und Strahlung erklären.
Parker meinte bei der Präsentation der Studie vor Sellafield-Arbeitern: "Es gibt überhaupt keine Hinweise, dass Arbeiter, die unter jetzigen strahlengesetzlichen Bestimmungen arbeiten, ihre Kinder einem zusätzlichen Risiko aussetzen. Auch für jene, die eine Familie planen wollen, hat diese Studie überhaupt keine Relevanz."

Quelle

D.S.

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