Nationale Energiedebatte nach Umfrage in Frankreich
Die erste landesweite Debatte über die verschiedenen Optionen für die künftige Energiepolitik Frankreichs wird am 18. März 2003 beginnen und soll bis Ende Mai dauern.
Das Ziel ist, die Meinung der Bürger über die verschiedenen energiepolitischen Optionen einzuholen, bevor die Nationalversammlung im Herbst ein neues Energiegesetz diskutiert. Dies kündigte die französische Industrieministerin, Nicole Fontaine, an. Frankreich stehe bald vor wichtigen Entscheiden in der Energiepolitik, bei denen die Weichen für 30 Jahre gestellt würden. Eine möglichst breite, transparente Meinungsbildung sei daher angezeigt. Seit 1970 verfolge Frankreich eine Energiepolitik, die auf die Befriedigung der Nachfrage ausgerichtet sei und zur Entwicklung der Kernenergie sowie der Wasserkraft geführt habe. Das Land sei damit nicht schlecht gefahren: Die Versorgung sei sicherer geworden, die Energierechnung sei kleiner und die Umweltbilanz sehe eher besser aus als in anderen Industrieländern. Jetzt kämen als neue Herausforderungen der Umweltschutz, die Marktöffnung und politische Instabilität hinzu. Im europäischen und weltweiten Umfeld sei im Sinne der nachhaltigen Entwicklung die künftige Rolle der Kernenergie neu zu überlegen, und es seien Entscheide etwa über den Europäischen Druckwasserreaktor EPR zu fällen. Auch sei der Beitrag der erneuerbaren Energien an die Stromerzeugung sowie im Wärme- und Verkehrssektor neu festzulegen.
Auf dem Internet ist die nationale Energiedebatte bereits eröffnet: Demnach finden in Paris, Strassburg, Nizza, Bordeaux und Rennes öffentliche Kolloquien zu den Themen "Energie im Mittelpunkt der nachhaltigen Entwicklung", "Energie im täglichen Leben", "Energie im Unternehmen", "Fossile Energien", "Andere Energiequellen" und "Nachhaltige Energiepolitik" statt. Auch können sich die Bürgerinnen und Bürger auf der Website direkt äussern. Die Debatte geht von den Ergebnissen einer Umfrage aus, wonach 70% der Französinnen und Franzosen sich über Energiefragen nicht ausreichend informiert fühlten. Mehr als die Hälfte wünschte, mehr Informationen zu erhalten. In der Umfrage wurde auch der Kenntnisstand geprüft: Während fast 60% der Befragten den Elektrizitätsanteil bei der Energieversorgung richtig einschätzten und 70% die Bedeutung der Kernenergie bei der Stromversorgung kannten, glaubten 58% fälschlicherweise, die Kernenergie sei eine mögliche Ursache des Klimaproblems und die Zunahme der Nachfrage gehe vorwiegend von der Industrie aus. Bei der künftigen Energiepolitik setzt eine deutliche Mehrheit von 67% die Priorität auf den Umweltschutz. Freilich wäre die Hälfte nicht bereit, mehr als 2% zusätzlich für Strom aus erneuerbaren Energien zu bezahlen.
Quelle
P.B. nach Mitteilungen der SFEN und des Ministère de l'économie, des finances et de l'industrie, 8. Januar 2003, und NucNet, 13. Januar 2003
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