Medienreise zum Kernbrennstoff-Management in der Schweiz

Pünktlich zum Entscheid des Bundesrates über den Konzeptteil zum «Sachplan Geologische Tiefenlager» führte das Nuklearforum vom 21. bis 22. April 2008 eine Medienreise durch, an der 22 Journalisten teilnahmen. Thema der Reise war das Kernbrennstoff-Management in der Schweiz, das Experten des Kernkraftwerks Gösgen (KKG), des Zwischenlagers Würenlingen AG (Zwilag) und des Versuchslabors des Mont-Terri-Projekts den Medienvertretern jeweils vor Ort näher brachten.

4. Mai 2008
Die Medienschaffenden im Zwilag: Die Behälterlagerhalle bietet Platz für insgesamt 200 Transport- und Lagerbehälter und ist zurzeit zu rund 15% belegt.
Die Medienschaffenden im Zwilag: Die Behälterlagerhalle bietet Platz für insgesamt 200 Transport- und Lagerbehälter und ist zurzeit zu rund 15% belegt.
Quelle: Walter Schwager

Im KKG besichtigten die Medienschaffenden das Reaktorgebäude - den nuklearen Teil des Kraftwerks - und im Innern des Kühlturms konnten sie den Dampfabzug am eigenen Körper spüren. Anschliessend erläuterte der stellvertretende Leiter Kernbrennstoffe des KKG, Michel Delannay, den Umgang mit dem Brennstoff im KKG und die Strategie bei dessen Einsatz. Dabei betonte er die Bedeutung des Recyclings ihrer Brennstoffe. Laut Delannay hat das KKG die seit seiner kommerziellen Betriebsaufnahme 1979 entstandenen fünf Tonnen Plutonium über den Einsatz von Mischoxid-Brennstoffen (MOX) vollständig rezykliert. Diese Menge reicht für den Betrieb des KKG für vier Jahre. Seit 2006 gilt allerdings ein zehnjähriges Moratorium in der Schweiz, das jede weitere Wiederaufarbeitung verhindert.

Kontrollierter Umgang mit geringen Abfallmengen

In Würenlingen (Kanton Aargau) führte Walter Heep, Geschäftsführer des Zwilag, die Medienvertreter durch die Anlage. Wichtigste Erkenntnisse waren sicherlich der Umgang mit den nuklearen Abfällen und die genaue Inventarisierung jeglicher Reststoffe, deren teilweise Dekontaminierung und anschliessendes Recycling. Zusätzlich kommt im Zwilag ein weltweit einzigartiger Plasmaofen zum Einsatz, der bei Temperaturen von mehreren tausend Grad Celsius die Reststoffe zum Schmelzen bringt und das Abfallvolumen reduziert. Als Folge dessen ist die Menge radioaktiver Abfälle nach fast 50 Jahren Kernkraftwerkbetrieb in der Schweiz sehr gering.

Der sichere Verschluss der Reststoffe in stabilen Behältern machte es den Journalisten möglich, diese aus unmittelbarer Nähe zu betrachten und die Wärme, die von den jüngeren Behältern ausgeht, mit der Hand zu fühlen. Es wurde ein Mal mehr deutlich, dass die Sicherheit von Mensch und Natur stets an erster Stelle steht - sowohl beim Betrieb des Kernkraftwerks als auch beim Umgang mit den radioaktiven Reststoffen.

Ausreichend Kapazitäten bis 2040

Am Abend in St-Ursanne im Kanton Jura erläuterte Manfred Thumann, CEO der NOK, die Standpunkte der Stromwirtschaft zum Sachplanverfahren. Er betonte, dass es aus unternehmerischer Sicht sehr wünschenswert sei, wenn die Auswahl eines geeigneten Standortes für ein geologisches Tiefenlager möglichst schnell vollzogen würde. Zwar müssten die radioaktiven Abfälle mehrere Jahre abkühlen bis sie endlagerfähig seien, und bis heute seien erst so geringe Mengen radioaktiver Abfälle angefallen, dass ein Tiefenlager vor 2040 nicht notwendig sei. Bis dahin sei die Zwischenlagerung ohne Probleme möglich. Wie aber für jede wirtschaftliche Planung - insbesondere von Grossprojekten - sei die Klärung der Umstände so früh als möglich von Vorteil. Beim anschliessenden Apéro und Nachtessen diskutierten er und der ebenfalls anwesende Markus Fritschi, Leiter Lagerprojekte der Nagra, in lockerer Atmosphäre ausgiebig mit den Journalisten.

180 Millionen Jahre Stillstand

Markus Fritschi übernahm am zweiten Tag der Reise zusammen mit Paul Bosshart, Direktor des Felslabors Mont Terri der swisstopo, die Führung durch das Felslabor in St. Ursanne (Kanton Jura). Dort wird mit internationaler Beteiligung von 13 Nationen Forschung rund um den Opalinuston betrieben.

Der Opalinston ist eine Gesteinsschicht, die sich optimal für die geologische Tiefenlagerung radioaktiver Abfälle eignet. Dies erläuterten André Lambert, Projektleiter Opalinuston der Nagra, Markus Fritschi und Paul Bosshart in ihren Vorträgen. Einer von vielen Hinweisen dafür sind Spuren von Meerwasser, das während der Ablagerung des Tongesteins in feinen Poren vor 180 Millionen Jahren eingeschlossen wurde und heute noch dort enthalten ist. Auch betonten die Experten die Selbstheilungseigenschaft des Opalinustons, der sich nach Rissbildung durch Stress wie Bohrungen auf natürliche Weise und ohne äusseres Dazutun wieder abdichtet. Das Felslabor steht ausschliesslich für die Forschung zur Verfügung und kommt für die Lagerung radioaktiver Abfälle nicht in Frage.

Insgesamt machten die Experten des Mont-Terri-Projektes deutlich, warum der Bundesrat den Nachweis der Machbarkeit eines geologischen Tiefenlagers für radioaktive Abfälle - dem intensive und international breit abgestützte Forschung vorausgegangen ist - als erbracht anerkannt hat.

«Bei Wasserzutritt quellen Tonminerale und dichten Risse ab.» Paul Bosshart, Direktor Mont-Terri-Projekt der swisstopo, klärt die Journalisten im Mont Terri-Stollen über die Eigenschaften des Opalinustons auf.
«Bei Wasserzutritt quellen Tonminerale und dichten Risse ab.» Paul Bosshart, Direktor Mont-Terri-Projekt der swisstopo, klärt die Journalisten im Mont Terri-Stollen über die Eigenschaften des Opalinustons auf.
Quelle: Nuklearforum Schweiz

Quelle

M.R.

Bleiben Sie auf dem Laufenden

Abonnieren Sie unseren Newsletter

Zur Newsletter-Anmeldung

Profitieren Sie als Mitglied

Werden Sie Mitglied im grössten nuklearen Netzwerk der Schweiz!

Vorteile einer Mitgliedschaft