Lehren aus nordamerikanischem Blackout
Am 14. August 2003 kam es in Nordamerika zum schlimmsten Blackout der Geschichte. Knapp acht Monate später stellen die zuständigen Minister -Spencer Abraham für die USA und R. John Efford für Kanada - den Schlussbericht des gemeinsamen Untersuchungsausschusses vor.
Der Ausschuss macht gut 40 Empfehlungen und soll nun auch deren Umsetzung überwachen. Empfohlen wird besonders eine Verbesserung der Normen und Vorschriften für die Betriebssicherheit der Transportnetze in den USA und Kanada. Verletzungen sollen mit Strafen bedroht werden. Im Weiteren soll die zuständige Aufsichtsbehörde NERC (North American Electricity Reliability Council) mehr Kompetenzen und Mittel erhalten. Besondere Massnahmen sind in Ohio und bei der First-Energy nötig, wo der Blackout begann. In diesem Gebiet fehlte seit Jahren eine ausreichende Reservekapazität, doch die zuständige regionale Aufsichtsbehörde hatte darüber hinweggesehen. Daher auch der Vorschlag, die Ausbildung zu verbessern. Als Ursache für den Blackout ermittelte der Untersuchungsausschuss vier Gründe: ungenügendes Systemverständnis, ungenügende Wachsamkeit, ungenügender Baumschnitt und ungenügende Diagnoseunterstützung des Koordinators für die betriebliche Sicherheit der Netze. Dahinter standen Verletzungen von sieben Normen. Auch waren Lehren aus früheren Vorkommnissen mit gleichen Ursachen, aber geringeren Auswirkungen nicht gezogen worden. Der ausführliche Bericht ist in Englisch und Französisch auf dem Internet einzusehen.
Der Bericht fasst auch die Ergebnisse von Untersuchungen besonderer Unterausschüsse zur Rolle und zum Verhalten der Kernkraftwerke in der betroffenen Region zusammen. Demnach trugen weder in den USA noch in Kanada Kernkraftwerke zur Entstehung und Ausbreitung des Blackouts bei. Alle Einheiten schalteten bestimmungsgemäss auf Inselbetrieb um und die Reaktorleistung wurde entsprechend hinuntergefahren. Ein unerwartetes Problem trat im Notfallzentrum der kanadischen Sicherheitsbehörde CNSC-CCSN (Canadian Nuclear Safety Commission/Commission canadienne de sûreté nucléaire) in Ottawa ein: Sämtliche Kommunikationsverbindungen und EDV-Anlagen fielen wegen Strommangels aus. Daher empfiehlt der Unterausschuss eine ausreichende Notstromversorgung für dieses Zentrum. Ferner zeigte es sich, dass in den Candu-Kernkraftwerken der Ontario Power Generation sowie der Bruce Power die Prozeduren zur manuellen Prüfung der Anlagenparameter vor der Umstellung der Steuerstabregelung auf Automatik im Inselbetrieb mit reduzierter Leistung zu umständlich sind. Als Folge waren einige Einheiten noch nicht verfügbar, als das Stromnetz wieder in Betrieb kam. Der Unterausschuss empfiehlt eine Überprüfung dieser Fahrvorschriften und der entsprechenden Operateurausbildung.
Quelle
P.B. nach Medienmitteilung des "Minister, Natural Resources, Canada", 5. April 2004