Kommt Bewegung in die Iter-Verhandlungen?

Der Europäische Ministerrat hat die Europäische Kommission am 26. November 2004 beauftragt, die Verhandlungen über den internationalen thermonuklearen experimentellen Reaktor Iter in sehr naher Zukunft abzuschliessen und Japan eine "privilegierte Partnerschaft" anzubieten.

26. Nov. 2004

Mit der Erteilung dieses Verhandlungsmandates folgt er damit einem Vorschlag der Europäischen Kommission vom 16. November 2004. Dort wird als Ziel angegeben, die Anlage in Cadarache in Südfrankreich im Konsens mit allen sechs Parteien (EU, Japan, China, Russland, Südkorea und USA) gemeinsam zu bauen. Dabei sollten im Rahmen eines "breiteren Konzepts" Japan Vorzugsbedingungen gewährt werden. Darin eingeschlossen sind EU-Beiträge an Forschungsvorhaben in Japan im Zusammenhang mit dem Iter-Projekt. Sollte jedoch der erhoffte Konsens nicht erreicht werden, erwägt die EU, die Forschungsanlage mit möglichst vielen Beteiligten selbständig zu realisieren.
Die Baukosten der Anlage belaufen sich auf rund EUR 4,57 Mrd., die Betriebskosten werden auf jährlich EUR 265 Mio. veranschlagt. Dabei würden die Kosten gemäss EU-Kommission im Fall eines Baus in Cadarache wie folgt aufgeschlüsselt: EU-Beitrag maximal 50%, davon höchstens 40% aus dem Gemeinschaftshaushalt. Frankreich hat angekündigt, seinen Beitrag auf rund EUR 900 Mio. zu erhöhen. Die Schweiz ist über Euratom ins Iter-Projekt eingebunden.
Der Experimentaireaktor Iter ist der nächste Schritt der weltweiten Fusionsforschung. Mit 500 MW Fusionsleistung soll er zeigen, dass sich durch Kernverschmelzung Energie gewinnen lässt. Iter wurde seit 1988 in weltweiter Zusammenarbeit von europäischen, japanischen, russischen und amerikanischen Fusionsforschern vorbereitet. Seit Juli 2001 liegen die baureifen Pläne vor; wesentliche Bauteile sind als Prototypen gebaut und getestet. 2003 haben sich China und Südkorea dem Projekt angeschlossen, im gleichen Jahr sind die USA nach ihrem vorübergehenden Rückzug im Jahr 1997 dem Projekt wieder beigetreten. Die kanadische Regierung teilte im Dezember 2003 mit, dass sie ihr Standortangebot für den Iter zurückziehe und gleichzeitig aus dem Iter-Projekt aussteige. Die Verhandlungen - letztmals anfangs November bei der IAEO in Wien - über den rechtlichen und organisatorischen Rahmen des Projekts brachten bezüglich des Standorts bisher keine Einigung: Während sich Russland und China wie die EU für Cadarache aussprachen, setzten sich Japan, die USA und Südkorea für den Standort Rokkasho-Mura in Japan ein.

Quelle

M.E. nach Mitteilung der EU vom 16. und 26. November und Mitteilung Max-Planck-Institut für Plasmaphysik vom 27. November 2004

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