Kernkraft spielt in Grossbritannien auch zukünftig eine wichtige Rolle
Der National Energy System Operator (Neso) schreibt in seiner Studie «Clean Power 2030», dass die Kernkraft in Grossbritannien bis 2030 und darüber hinaus eine wichtige Rolle spielen wird, um ein sauberes Stromsystem zu erreichen. Damit dies gelingt, brauche es eine neue Generation an Kernkraftwerken und Laufzeitverlängerungen.
Neso ist eine neu geschaffene, unabhängige, öffentlich finanzierte Organisation in Grossbritannien, die die strategische Planung des nationalen Strom- und Gasnetzes übernimmt, um die Versorgungssicherheit zu stärken und die Energiewende voranzutreiben. Die Organisation veröffentlichte am 5. November 2024 den Studienbericht «Clean Power 2030» mit einer umfassenden Analyse und Empfehlungen zum Erreichen einer sauberen Stromversorgung in Grossbritannien bis 2030. Darin anerkennt Neso die wichtige Rolle der Kernenergie zum Erreichen des Klimaziels nicht nur bis zum Jahr 2030 sondern auch darüber hinaus.
Die Studie schätzt, dass die installierte Leistung der Kernkraft von derzeit etwa 6,1 GW auf 3,5 (Mindestvariante Kernkraft) bis 4,1 GW sinken wird, mit Potenzial für weitere Neubauten nach 2030. In Grossbritannien sollen die meisten bestehenden Kernkraftwerke vor 2030 stillgelegt werden. Gemäss Neso werden mögliche Laufzeitverlängerungen zwar geprüft, müssten diese aber noch vom Office für Nuclear Regulation genehmigt werden. Die obenerwähnte Prognose zur installierten Leistung umfasst als Mindestvariante den Betrieb von Sizewell B und einer Einheit in Hinkley Point C sowie die Laufzeitverlängerung einer Einheit des Typs Advanced Gas-cooled Reactor (AGR).
Könnten Laufzeitverlängerungen jedoch nicht erteilt werden oder die eine Einheit von Hinkley Point C erst nach 2030 ans Netz gehen, wäre die installierte Leistung bei der Kernkraft tiefer als in der Mindestvariante. Dem entgegenwirken könnte der Einsatz von kleinen, modularen Reaktoren (SMRs), die in Grossbritannien geplant sind, aber dann 2030 schon am Netz sein müssten. SMRs könnten auch Defizite im Zubau von installierter Leistung bei anderen sauberen Stromerzeugern ausgleichen. «Nach 2030 ist klar, dass SMRs und/oder andere grosse Kernkraftprojekte eine stabile Grundlastversorgung darstellen, die einen grossen Beitrag zur sauberen Energie leistet. Zudem besteht die Möglichkeit, dass diese Anlagen auch Wärme bereitstellen können», hält Neso fest.
Neben der Kernkraft hat Neso in der Studie die Stromerzeugung durch Solar- und Windkraft, Erdgas mit und ohne Carbon Capture and Storage (CCS), Wasserstoff, Biomasse sowie unterstützende Technologien wie Speichersysteme, flexible Nachfrageanpassungen (Demand Flexibility) und Netzoptimierung untersucht. Diese Ansätze werden in Kombination betrachtet, um die Versorgungssicherheit und Netzstabilität zu unterstützen und das Ziel eines sauberen und bezahlbaren Stromsystems bis 2030 zu erreichen. Die britische Regierung wird die Erkenntnisse des Berichts der Neso bei der Erstellung eines eigenen Plans für ein sauberes Stromsystem nutzen.
Quelle
B.G. nach Neso, Studienbericht «Clean Power 2030», 5. November 2024
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