Japan überdenkt Entwicklungsstrategie
Die zuständigen Ausschüsse des japanischen Ministry of Economy, Trade and Industry (Meti), die Federation of Electric Power Companies (Fepc) und die Industrie überprüfen Japans Strategie für die Entwicklung der Kernenergie in den kommenden Jahrzehnten. Ziel ist eine stabile und treibhausgasarme Stromversorgung. Vorrangig sollen die Kapazitäten im Nuklearsektor rasch erhöht, die Entwicklung fortgeschrittener Systeme zum Ersatz der bestehenden Kernkraftwerke ab 2020 vorangetrieben und die internationale Zusammenarbeit auf allen Ebenen gestärkt werden.
Der Überprüfungsprozess der Strategie für die Entwicklung der Kernenergie begann 2005. Er dürfte keine grundsätzliche Neuorientierung bringen, jedoch eine überarbeitete Staffelung der Prioritäten. Die Überprüfung soll im ersten Quartal 2008 zum Abschluss kommen. Koordiniert wird sie vom Industrial Structure Council und dem Advisory Committee for Natural Resources des Meti. Beteiligt sind zudem Ausschüsse des Umwelt- und des Aussenministeriums. Nach den Elektrizitätsunternehmen und der kerntechnischen Industrie - namentlich Toshiba, Hitachi-GE und Mitsubishi - sind jetzt auch die anderen Energiebranchen und eine breitere Öffentlichkeit eingeladen, ihre Meinungen einzubringen. Neben technischen, ökonomischen und aussenpolitischen Gesichtspunkten sollen Überlegungen zu den Auswirkungen absehbarer gesellschaftlicher Entwicklungen auf die Infrastruktur in die Entwicklungsstrategie einfliessen.
Rascher Zubau und Ersatz von Kernkraftwerken
In Übereinstimmung mit der nationalen Energiestrategie von 2006 planen die Elektrizitätsunternehmen, den Bau neuer Kernkraftwerke rasch voranzutreiben: Bis 2015 soll der Anteil der Kernenergie an der Stromversorgung von heute rund 30% auf 43% steigen. Da im gleichen Zeitraum der Strombedarf um 8% wachsen dürfte, erfordert dies eine Erhöhung der nuklearen Stromproduktion um 50% gegenüber dem Referenzjahr 2005. Damit sichert sich Japan laut der Fepc eine stabile Stromversorgung und verringert die gesamten Treibhausgasemissionen um 2-3% gegenüber dem Kyoto-Referenzwert von 1990.
Für die Zeit nach 2020 nimmt der Ersatz der bestehenden Kernkraftwerke in der Fepc-Investitionsplanung einen zunehmend wichtigen Platz ein. Bis dahin wollen die Elektrizitätsunternehmen in enger Zusammenarbeit mit der Industrie die heutigen fortgeschrittenen Druck- und Siedewassersysteme nochmals deutlich verbessern. Auf dem Wunschkatalog steht unter anderem eine Standardauslegung für Blockleistungen von 500-1700 MW, welche die Anforderungen aller denkbaren Standorte erfüllt und es erlaubt, die Planungs- und Bauzeit zu verkürzen. Uranbrennstoff mit einer Anreicherung von 5% und mehr soll die Reaktorverfügbarkeit verbessern, die Kosten senken und das Abfallvolumen um 20% vermindern. Ein weiteres ehrgeiziges Ziel ist die Ausdehnung der Systemlebensdauer auf 80 Jahre.
Mit diesen Verbesserungen wird Japan die Entwicklungslücke zwischen der heutigen dritten Reaktorgeneration und der kommenden vierten Generation, die erst nach 2035 Marktreife erlangen dürfte, überbrücken. Die zuständigen Meti-Ausschüsse empfehlen der Öffentlichen Hand, die Anstrengungen der Industrie und der Elektrizitätsunternehmen zu dieser Weiterentwicklung aktiv zu unterstützen, Förderbeiträge zu leisten und die Bewilligung der neuen Systeme vorzubereiten.
Verstärkte internationale Zusammenarbeit
Parallel zu den Entwicklungsarbeiten im eigenen Land will das Meti Japan bei der internationalen Entwicklung innovativer Brennstoffkreisläufe und Reaktoren im Rahmen des Generation IV International Forum (GIF) einen Spitzenplatz sichern. Dazu gehört der beschlossene Bau eines Demonstrationsbrüters bis 2025. Auch in der Global Nuclear Energy Partnership (GNEP) wollen das Meti und die japanische Industrie an der Seite der USA eine Führungsrolle spielen. Die nötigen Mittel hat das Meti in seinen Budgetantrag für das Fiskaljahr 2008 aufgenommen.
Vermehrt will Japan laut dem Meti zudem Länder, die Kernenergie zum ersten Mal einsetzen wollen, aktiv bei der Planung und Vorbereitung unterstützen. Das Meti hat die entsprechenden Budgetposten mehr als verdoppelt. In Asien - besonders in Indonesien, Kasachstan und Vietnam - wird das Meti Vorbereitungsarbeiten wie den Aufbau einer Bewilligungs- und Überwachungsbehörde sowie die Ausbildung von Kernfachkräften fördern. Zusätzlich will das Meti dafür sorgen, dass Japan vermehrt an den entsprechenden Programmen der Internationalen Atomenergie-Organisation mitwirkt.
Quelle
P.B. nach Japan Atomic Industrial Forum, Atoms in Japan, 4. und 11. Oktober, und Fepc, Electric Power Development, 21. August 2007
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