Iter: EU-Kommission für einen europäischen Standort
Die EU-Kommission empfiehlt dem Ministerrat in einem Statusbericht über den Stand der Verhandlungen im Hinblick auf die Verwirklichung des internationalen Fusionsprojekts Iter, bis Ende 2003 die nötigen Mittel bereit zu stellen, damit Europa seine Spitzenstellung in der Fusionsforschung halten kann und die Aussicht so günstig als möglich ist, den Standort für den Iter zugesprochen zu erhalten.
Neben Japan und Kanada haben Frankreich und Spanien je einen Standortvorschlag für den Iter-Fusionsreaktor vorgelegt. Nachdem eine erste Evaluation der Vorschläge gezeigt habe, dass sie technisch alle gleichwertig seien, werde die Wahl von finanziellen und politischen Kriterien bestimmt, betont die EU-Kommission in ihrem Bericht. Die Kommission ersucht jetzt Frankreich und Spanien, möglichst bald bilateral einen Konsens über einen einzigen europäischen Standort zu erzielen. Die EU möchte dem Iter-Rat eine Lösung vorschlagen, für die alle nötigen politischen, finanziellen und administrativen Garantien vorliegen, um den Bau und Betrieb des Iter-Reaktors ohne jede Verzögerung im geplanten Rahmen verwirklichen zu können.
Der Statusbericht stellt auch Betrachtungen zum Kostenteilerzwischen den Partnerländern an. Zu diesen gehören neben der EU und den mit ihr assoziierten Ländern - darunter die Schweiz - Japan, Kanada und Russland sowie seit Februar 2003 auch China und ebenfalls wieder die USA. Weitere Länder, namentlich Südkorea, haben ihr Interesse angemeldet. Der Iter-Bau wird etwa zehn Jahre dauern und EUR 4,6 Mrd. kosten, gefolgt von einer 20-jährigen Betriebsphase und der Stilllegung, für die zusammen weitere EUR 5,7 Mrd. budgetiert sind. Gemäss Vorstellungen der EU läge ihr Anteil an den Baukosten bei 25% im Fall eines aussereuropäischen Standorts und bei 45%, wenn der Iter-Reaktor in Europa errichtet würde. In beiden Fällen sei die Finanzierung durch die im Rahmenprogramm für Forschung und technologische Entwicklung vorgesehenen Budgets sichergestellt. Der Bericht diskutiert auch die Voraussetzungen für eine beschleunigte Kommerzialisierung der Fusion nach dem erfolgreichen Betrieb des Iter-Reaktors. Zeitkritisch wäre laut der EU-Kommission die Sammlung von Materialdaten, die durch den Bau einer zusätzlichen Bestrahlungseinrichtung zu gewinnen wären, der International Fusion Materials Irradiation Facility IF-MIF. Die Kommission empfiehlt, die Planung dieses Projekts vorzuziehen, da die Standortwahlen des Iter und des IFMIF verknüpft seien.
Quelle
P.B. nach Communication from the Commission to the Council COM(2003) 215 final, 28. April 2003