Italien: Rückbau in Trino beginnt
Der vollständige Rückbau des Kernkraftwerks Trino Vercellese in Italien hat begonnen. Die Arbeiten werden rund zwölf Jahre in Anspruch nehmen und insgesamt EUR 234 Mio. (CHF 283 Mio.) kosten.
Die Druckwassereinheit Trino Vercellese – auch bekannt als Enrico Fermi (Trino) – nahm 1965 den Betrieb auf. Nach dem Reaktorunfall im sowjetischen Kernkraftwerk Tschernobyl beschloss Italien 1987 in einem Referendum den Ausstieg aus der Kernenergie und legte die drei damals noch in Betrieb stehenden Werke – Latina (153 MW, GCR), Caorso (860 MW, BWR) und Trino (260 MW, PWR) – zwischen 1987 und 1990 still. Garigliano (150 MW, BWR) war bereits 1982 endgültig vom Netz genommen worden.
Die Società gestione impianti nucleari SpA (Sogin) – ein Unternehmen im Staatsbesitz – will die verbleibenden Dekontaminierungs- und Rückbauarbeiten Trinos in vier Phasen abwickeln: Änderungsarbeiten an den bestehenden Zwischenlagern, Bau von Anlagen zur Unterstützung der Stilllegungsarbeiten, Demontage der Systeme und Komponenten innerhalb der nuklearen Teils und schliesslich die Freigabe des Standortes.
Gesamtinvestition bis zur «grünen Wiese»: EUR 234 Mio.
Die Sogin hat bereits rund EUR 86 Mio. (CHF 104 Mio.) für Aufräumarbeiten am Standort ausgegeben: EUR 34 Mio. (CHF 41 Mio.) für die Stilllegung und EUR 52 Mio. (CHF 63 Mio.) für die Abfalllagerung. Weitere EUR 148 Mio. (CHF 179 Mio.) sollen für den Rückbau aufgewendet werden.
Die Sogin erwartet, dass der Rückbau von Trino 214’000 t Abfälle erzeugt. Davon seien jedoch lediglich 2000 t radioaktiv. Diese radioaktiven Abfälle werden laut Sogin vor Ort sicher gelagert, bis sie ins geplante nationale Endlager verbracht werden können.
Anfang August 2012 hatte das Ministero dello Sviluppo Economico auf Empfehlung der Autorità di sicurezza nucleare im Instituto superiore per la protezione e la ricerca ambientale (Ispra) und weiterer relevanter Institutionen das Dekret für die endgültige Stilllegung des Kernkraftwerks Trino genehmigt. Trino ist das erste Kernkraftwerk Italiens, das eine solche Genehmigung besitzt. Bis zu diesem Zeitpunkt waren bereits zahlreiche Abbau- und Dekontaminierungsarbeiten am Standort durchgeführt worden. So wurden die Kühltürme und der Wettermast abgebaut, die Dampferzeuger dekontaminiert, das Gebäude, in dem die Notstrom-Dieselgeneratoren untergebracht waren, abgebrochen, Asbest entfernt, Komponenten des Maschinenhauses abgebaut und die nicht-nuklearen Hilfssysteme entfernt.
Die Sogin hatte 1999 die vier Kernkraftwerke Italiens von der Enel SpA übernommen und ist seither für deren Rückbau verantwortlich.
Quelle
M.A. nach Sogin, 6. August und 11. Oktober 2012