Iod-Verhalten bei schweren Reaktorunfällen

Das erste diesjährige Kolloquium des Forschungsbereichs "Nukleare Energie und Sicherheit" des Paul Scherrer Instituts (PSI) war dem lod-Verhalten bei schweren Unfällen gewidmet.

30. Jan. 2002

Das bei einem Kernschmelzunfall im grossen Überschuss aus den Kontrollstäben freigesetzte Silber ist für seine Affinität gegenüber lod bekannt und sollte theoretisch in der Lage sein, das anfallende lod vollständig als Silberiodid (Agi) zu binden. Der Einfluss der Strahlung auf die Stabilität der lodbindung ist aber unbekannt.
Am Forschungsreaktor Phebus des Institut de protection et de sûreté nucléaire in Cadarache, Frankreich, werden in langfristigen internationalen Programmen hypothetische schwere Reaktorunfälle simuliert. Das PSI ist seit 1997 über Forschungsbeiträge am "Phebus Fission Product Program" beteiligt. Diese umfassen die Verfolgung des Ablaufs der Spaltproduktfreisetzung durch Nachbestrahlungsuntersuchungen und Post-Test-Analysen sowie das Studium des lod-verhaltens im Containment des Reaktors. Ziel der Arbeit zur "Radiolyse von Silberiodid" war es, die Stabilität von Agi gegenüber Betastrahlung zu untersuchen. Es zeigte sich, das die Verflüchtigung des lods bei Bestrahlung von wässrigem Agi - entgegen bisherigen Vorstellungen - auch durch direkte radiolytische Oxidation erfolgen kann. Daraus lässt sich schliessen, dass es bei schweren Kernschmelzunfällen trotz des Silbers zur Freisetzung von lod kommen kann. Das im 5. Rahmenprogramm der EU integrierte Projekt ICHEMM (lodine Chemistry and Mitigation Mechanisms) soll nun die Mechanismen zur Rückhaltung des lods optimieren.

Quelle

D.S. nach PSI-Kolloquium 31. Januar 2002

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