Internationale Expertengruppe gegen Gorleben-Moratorium
Es sei wissenschaftlich und technisch nicht gerechtfertigt, dass die Erkundung des Salzstocks im deutschen Gorleben unterbrochen wurde.
Zu diesem Schluss kommt die internationale Expertengruppe, welche die deutschen Energieversorgungsunternehmen 1999 einberufen hatten, um die Qualität der wissenschaftlichen Arbeit in Gorleben und die bis dahin erzielten Ergebnisse im Hinblick auf den Bau und die Sicherheit eines Endlagers für radioaktive Abfälle zu bewerten.
Im vergangenen Jahr veröffentlichte die rotgrüne deutsche Bundesregierung einen Katalog von Zweifeln an der Eignung des Salzstocks von Gorleben und stellte die Erkundungsarbeiten kurzerhand ein. Die Expertengruppe hält in ihrem jetzt erschienenen Schlussbericht fest, dass keiner der vorgebrachten Zweifel den Abbruch rechtfertigt. Im Gegenteil habe die Erkundung gerade zum Ziel, die wissenschaftliche Entscheidungsgrundlage über eine Endlagerung im Salz noch zu verbessern. Denn, wie die Experten bereits in einem Zwischenbericht letztes Jahr festhielten, gebe es bisher keine Erkenntnisse, die grundsätzlich einer sicheren Entsorgung in tiefen geologischen Salzformationen im Allgemeinen oder in Gorleben im Besonderen widersprechen würden. Für noch offene Fragen und Probleme könnten Untersuchungsprogramme entwickelt und durchgeführt werden. Nach der Ansicht der Experten lässt sich auch der von der Bundesregierung gewählte Zeitrahmen von drei bis zehn Jahren für ein Moratorium nicht logisch begründen. Ausserdem fehlten die genau festgelegten Bedingungen für eine Wiederaufnahme der Erkundung oder eine Aufgabe des Standorts Gorleben.
Die Experten stellten auf die gut dokumentierten Ergebnisse der zuständigen Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, Hannover, ab. Sie kommen zum Schluss, dass diese Ergebnisse die Prognosen weitreichend bestätigten, obschon in der Praxis die Strukturen des Salzstocks teilweise komplizierter seien als ursprünglich angenommen. Die erwartete Dichtigkeit und Isolationsfähigkeit sei bestätigt. Im Interesse einer transparenten wissenschaftlichen Beurteilung seien die derzeitigen Untersuchungen abzuschliessen und alle standortspezifischen Ergebnisse in einer Langzeit-Sicherheitsanalyse zu bewerten. Die eingetretene Entwicklung in der deutschen Atompolitik führe zu unnötigen Verzögerungen bei den Anstrengungen, eine gesellschaftlich akzeptierte Lösung für die Entsorgung zu finden.
Quelle
P.B. nach Pressemitteilung des Deutschen Atomforums, 30. Januar 2001