IEA erwartet massiven Zubau bis 2050
Die Internationale Energieagentur (IEA) sieht in der Kernenergie einen wichtigen Pfeiler für den Aufbau eines globalen Energiesektors mit Netto-Null-Treibhausgasemissionen im Jahr 2050. Zwei Drittel der neuen Kernkraftkapazitäten würden wahrscheinlich in Entwicklungsländern gebaut werden, wo sich der Reaktorpark bis 2050 vervierfachen könnte, so die IEA in einem neuen Bericht.
In dem 220 Seiten umfassenden Bericht «Net Zero by 2050: a Roadmap for the Global Energy Sector» zeigt die IEA auf, was heute getan werden muss, um das Ziel der Netto-Null-Emissionen bis 2050 zu erreichen. Der Bericht geht davon aus, dass die nukleare Produktion bis 2030 um 40% steigen und sich bis 2050 verdoppeln könnte, obwohl ihr Gesamtanteil an der Stromerzeugung im Jahr 2050 unter den derzeitigen 10% liegt. Die IEA betont, dass der Weg zu Netto-Null-Emissionen den «sofortigen und massiven Einsatz aller verfügbaren sauberen und effizienten Energietechnologien» erfordere. Dabei würden Wasserkraft und Kernenergie, die beiden grössten Quellen kohlenstoffarmer Elektrizität, eine wesentliche Grundlage für den Übergang bilden.
Auf dem Höhepunkt in den frühen 2030er-Jahren könnte der weltweite Zubau von Kernkraftkapazitäten 30 GW pro Jahr erreichen, also das Fünffache des letzten Jahrzehnts. In vielen Industrieländern werden Laufzeitverlängerungen für bestehende Reaktoren angestrebt, da sie eine der kosteneffizientesten Quellen für kohlenstoffarmen Strom sind, während der Neubau von 2021 bis 2035 auf durchschnittlich 4,5 GW pro Jahr ansteigt. Der Schwerpunkt liege zunehmend auf kleinen, modularen Reaktoren (SMR).
Zwei Drittel der neuen Kernkraftkapazitäten werden gemäss Bericht in Schwellen- und Entwicklungsländern gebaut, hauptsächlich in Form von leistungsstarken Kernkraftwerken. Dadurch steigt der Anteil der Kernenergie an der Stromerzeugung in diesen Ländern von 5% im Jahr 2020 auf 7% im Jahr 2050.
Der Bericht ruft dazu auf, wichtige Entscheidungen in Bezug auf die Kernenergie zu treffen, insbesondere zu Fragen der Laufzeitverlängerungen, zum Tempo des Neubaus und des Ausmasses der staatlichen Unterstützung für fortgeschrittene Nukleartechnologien. Letzteres bezieht sich insbesondere auf kleine, modulare Reaktoren und Hochtemperatur-Gasreaktoren, die beide den Markt für Kernenergie über die Elektrizität hinaus erweitern können. Die IEA warnt, dass ohne weitere Laufzeitverlängerungen und neue Projekte, die über die bereits im Bau befindlichen hinausgehen, die Kernkraftleistung in den Industrieländern in den nächsten zwei Jahrzehnten um zwei Drittel zurückgehen werde.
Quelle
S.D. nach NucNet, 18. Mai 2021, und IEA, Medienmitteilung, 18. Mai 2021
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