IEA begrüsst britische Anstrengungen zu CO2-armer Zukunft

Die Strategie der britischen Regierung, eine privatwirtschaftliche Finanzierung neuer Kernkraftwerkseinheiten einschliesslich der vollständigen Kosten für Stilllegung und Abfallbewirtschaftung zu suchen, sei ein viel beachtetes Versuchsfeld für die Entwicklung der Kernenergie in der Marktwirtschaft, erklärte die Internationale Energieagentur (IEA) anlässlich der Veröffentlichung des Berichts «Energy Policies of IEA Countries – United Kingdom 2012 Review».

31. Mai 2012

Der Bericht über die Energiepolitik des Vereinigten Königreichs, den die IEA am 29. Mai 2012 vorgestellt hat, stellt heraus, dass die Regierung in London neue Kernkraftwerkseinheiten ohne öffentliche Unterstützung bauen lassen will, dies jedoch innerhalb eines stabilen Rechtsrahmens und eines neu regulierten Strommarktes. Die vorgeschlagene Strommarktreform sieht sogenannte Langfristverträge für die Stromeinspeisung aller klimafreundlichen Systemen mit hohen Anfangsinvestitionen vor.

Die IEA lobt die langfristige Vision des Landes, die zu einer kohlenstoffarmen Zukunft führen soll – die Treibhausgasemissionen sollen von 1990 bis 2050 um 80% reduziert werden – und die bisherigen Leistungen in dieser Hinsicht. Die IEA mahnt jedoch auch zur Vorsicht bei der Gestaltung und Umsetzung der Massnahmen. Die Organisation fordert dazu auf, die Strommarktreform abzuschliessen, was die notwendigen privaten Investitionen in die Energieinfrastruktur begünstigen werde. Laut Regierung sind Investitionen in neue Energieinfrastrukturen in der Höhe von GBP 75 Mrd. (CHF 113 Mrd.) erforderlich. Der Bericht der IEA fügt zudem hinzu, dass eine verstärkte Zusammenarbeit mit den Nachbarländern die Stromversorgungssicherheit erhöhen würde.

Die Kernenergie und die erneuerbaren Energien zusammen mit der Kohlenstoffabscheidung und -speicherung stünden im Zentrum der britischen Strategie, die ehrgeizigen Treibhausgas-Reduktionsziele zu erreichen und kohlenstoffarme Technologien zu entwickeln. Doch sei der britische Kernkraftwerkspark vergleichsweise alt und alle gegenwärtig in Betrieb stehenden Einheiten ausser einer würden bis 2030 stillgelegt, so der Bericht weiter. Die IEA betont, dass ein Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft Zeit beanspruche und dass die fossilen Energieträger – insbesondere Öl und Erdgas – wichtig bleiben werden. Deshalb solle Grossbritannien während der Übergangsphase das verbleibende Potenzial in der Öl- und Erdgasproduktion möglichst ausschöpfen.

Die britischen Kernkraftwerkspläne

Zwei Konsortien – die NuGeneration Ltd. (NuGEn) und die EdF Energy plc – bereiten den Bau neuer Kernkraftwerkseinheiten in England und Wales vor. Ein drittes – die Horizon Nuclear Power Ltd. – steht mit ihren Standorten zum Verkauf. Das Joint Venture NuGen will in Moorside ein Kernkraftwerk der neuesten Generation mit einer Leistung von bis zu 3600 MW bauen. Den Standort hat sie sich bereits im Oktober 2009 gesichert. Die EDF Energy will ihrerseits vier EPR in Hinkley Point und Sizewell mit einer Gesamtkapazität von 6400 MW bauen. Die Horizon sucht neue Eigentümer, nachdem sich die bisherigen E.On UK plc und RWE npower plc aus dem Gemeinschaftsunternehmen zurückgezogen haben. Sie hatten vorgesehen, bis 2025 neue Kernkraftwerkseinheiten mit einer Gesamtleistung von 6000 MW zu bauen, und im Oktober 2011 sowie im Februar 2012 je ein Grundstück an den Standorten Oldbury in der Nähe von Bristol und Wylfa in Wales erworben.

2011 produzierten die 18 Kernkraftwerkseinheiten Grossbritanniens 62,7 TWh Strom. Das entspricht einem Atomstromanteil von 18%, leicht unter dem IEA-Durchschnitt von 22%. Im Frühjahr 2012 gingen Oldbury-1 und Wylfa-2 endgültig vom Netz.

Quelle

M.A. nach IEA, Medienmitteilung, 29. Mai, und NucNet, 30. Mai 2012

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