IAEO-Chef Amano für mehr Kompetenzen

Der Generaldirektor der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) Yukiya Amano hat zu Beginn der Ministerkonferenz zur nuklearen Sicherheit eine Reihe konkreter Vorschläge zur Verbesserung der Kernenergiesicherheit vorgelegt. Dazu gehören eine umfassende Überprüfung der Sicherheitsstandards sowie der nationalen rechtlichen Rahmenbedingungen und ein System globaler Sicherheitsüberprüfungen, das auf eine «zufällige Auswahl» basiert.

21. Juni 2011
Yukiya Amano: «Selbst die besten Sicherheitsstandards sind nutzlos, wenn sie nicht umgesetzt werden.»
Yukiya Amano: «Selbst die besten Sicherheitsstandards sind nutzlos, wenn sie nicht umgesetzt werden.»
Quelle: Dean Calma / IAEO

Amano stellte in seiner Eröffnungsrede an der Ministerial Conference on Nuclear Safety vom 20. bis 24. Juni 2011 in Wien fünf Vorschläge vor. Sie sollen dazu beitragen, nach dem Reaktorunfall im japanischen Fukushima-Daiichi einen realistischen, besseren Rahmen für die Nuklearsicherheit zu schaffen.

IAEO-Sicherheitsstandards

Die bestehenden Sicherheitsstandards insbesondere in Bezug auf schwere Naturgefahren wie Tsunamis und Erdbeben sollen universell verbindlich erklärt werden. Amano forderte die Commission on Safety Standards der IAEO auf, die entsprechenden Normen zu überprüfen und innerhalb von zwölf Monaten Empfehlungen zu deren Verstärkung zu unterbreiten. «Selbst die besten Sicherheitsstandards sind nutzlos, wenn sie nicht umgesetzt werden», unterstrich Amano. Alle Mitgliedsstaaten sollen sich verpflichten, die IAEO-Standards anzuwenden.

Sicherheitsüberprüfungen

Im Licht des Reaktorunfalls in Fukushima-Daiichi vom 11. März 2011 soll die Sicherheit aller Kernkraftwerke «systematisch und regelmässig» überprüft werden. Da jedoch eine Überprüfung jeder der weltweit rund 440 in Betrieb stehenden Kernkraftwerkseinheiten innerhalb weniger Jahre nicht realistisch ist, schlug Amano vor, die zu kontrollierenden Anlagen zufällig zu bestimmen. «Zu wissen, dass jedes Kernkraftwerk Gegenstand einer Überprüfung werden könnte, sollte den Betreibern zusätzlicher Anreiz sein, die höchsten Sicherheitsstandards umzusetzen», meinte Amano.

Nukleare Aufsichtsbehörde

Die Aufsichtsbehörden müssen wirklich unabhängig und ausreichend finanziert sein sowie über gut ausgebildetes Personal verfügen. Amano möchte, dass der Integrated Regulatory Review Service (IRRS) der IAEO nächstes Jahr in Japan eine Folgemission zu derjenigen von 2007 durchführt.

Globale Notfallbereitschaft

Amano schlug weiter vor, die Notfallvorsorge innerhalb der einzelnen Länder, aber auch auf regionaler und globaler Ebene weiter zu verstärken. Nationale Unfall-Bereitschaftsdienste, wie sie bereits in einigen Ländern bestehen, sind in allen Staaten mit einem Kernenergieprogramm zu schaffen.

Informationsbeschaffung und -verteilung

Schliesslich möchte Amano, dass die IAEO bei einem Reaktorunfall nicht nur wie bisher Informationen, die vom betroffenen Land freigegeben wurden, weiterleitet. Vielmehr soll die IAEO auch Analysen und Szenarien bereitstellen, wie sich eine Krise entwickeln könnte und die damit verbundenen radiologischen Auswirkungen aufzeigen. Die IAEO könnte dabei eigene Ressourcen zur Verfügung halten oder Absprachen mit Instituten treffen.

Da sich die internationale Störfallbewertungsskala für Kernanlagen (Ines) im Falle von Fukushima als Kommunikationswerkzeug nicht bewährt habe, forderte Amano den Ines-Ausschuss auf, Wege zu prüfen, wie die Skala verbessert werden könnte.

Um die «stark gestiegenen Anforderungen» in allen Bereichen der nuklearen Sicherheit erfüllen zu können, seien neben den traditionellen Finanzierungsmethoden auch neue und innovative Wege zu berücksichtigen, gab Amano zu bedenken.

Quelle

M.A. nach Yukiya Amano, Eröffnungsrede, und IAEO, Staff Report, 20. Juni 2011

Bleiben Sie auf dem Laufenden

Abonnieren Sie unseren Newsletter

Zur Newsletter-Anmeldung

Profitieren Sie als Mitglied

Werden Sie Mitglied im grössten nuklearen Netzwerk der Schweiz!

Vorteile einer Mitgliedschaft