HSK stoppt vorläufig Transporte nach Sellafield
Die Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen (HSK) äussert sich besorgt über die mangelhafte Sicherheitskultur in den Wiederaufarbeitungsanlagen von Sellafield.
Sie hat die schweizerischen Kernkraftwerksbetreiber informiert, dass vorläufig keine Bewilligungen für die Beförderung abgebrannter Brennelemente nach Sellafield erteilt werden. Gesuche für solche Transporte würden solange nicht behandelt, bis das Sicherheitsmanagement-System in Sellafield markant verbessert worden sei. Zurzeit verfügen die Schweizer KKW über keine Bewilligungen für Brennelement-Transporte nach Sellafield.
Die englische Aufsichtsbehörde Nuclear Installations Inspectorate (NII) veröffentlichte am 18. Februar dieses Jahres zwei Berichte zu Sellafield. Der erste betrifft die Fabrikation von Uran-Plutonium-Mischoxid-(Mox-)Brennelementen, der andere die Wiederaufarbeitungsanlagen. Im zweiten Bericht kommt das NII im Wesentlichen zu folgenden Schlüssen: Es fehlt ein Sicherheitsmanagement-System hoher Qualität, das alle Anlagen abdeckt, die Personal-Ressourcen reichen nicht aus, um das bestehende Sicherheitsmanagement-System umzusetzen, und schliesslich fehlt ein System für unabhängige Inspektionen, Audits und Überprüfungen. Das NII hat der BNFL, Betreiberin der Sellafield-Anlagen, eine Reihe von Empfehlungen zur Verbesserung der Situation abgegeben. Die BNFL hat zwei Monate Zeit, um einen entsprechenden Aktionsplan vorzulegen.
Die HSK teilt ferner mit, sie habe von Sabotageakten in der Wiederaufarbeitungsanlage erfahren. Presseberichten zufolge handelt es sich bei den beschädigten Einrichtungen um fernbediente Werkzeuge in der Verglasungsanlage, bei denen Kabel durchtrennt wurden. Polizeiliche Untersuchungen sind im Gang. Die HSK werde vom NII eine Stellungnahme betreffend der Verbesserung der Situation bei der BNFL erbitten und sich allenfalls vor Ort selbst über den Stand der Sicherheit und des Strahlenschutzes orientieren. Erst dann werde sie dem für die Erteilung von Bewilligungen zuständigen Bundesamt für Energie (BFE) grünes Licht für Transporte bestrahlter Brennelemente nach Sellafield geben.
Im ersten Bericht zur Fabrikation von Mox-Elementen in Sellafield hatte das NII Fälschungen bei der Qualitätssicherung für japanische Lieferungen festgestellt. Die Fabrikation wurde eingestellt. Bei einer Inspektion vor Ort fand die HSK keine Hinweise auf gefälschte Papiere von Mox-Elementen für das Kernkraftwerk Beznau. Die HSK überzeugte sich, dass das derzeit in Beznau eingesetzte Mox die sicherheitstechnischen Anforderungen erfüllt.
Der Wirbel um den Nuklearkomplex Sellafield verzögert die Pläne, die staatliche BNFL teilweise zu privatisieren. Nach einer Stellungnahme der britischen Energieministerin Helen Liddell kommt ein Teilverkauf des Konzerns an Private frühestens gegen Ende 2002 in Frage. Die Stilllegungs- und Sanierungsarbeiten der BNFL im britischen Atomwaffenkomplex Aldermaston werden hingegen wie geplant in Angriff genommen. Die britische Regierung hat den vergangenen Dezember einem Konsortium aus BNFL, Lockheed Martin und Serco Group erteilten Auftrag im Wert von £ 2,2 Mrd. im Lichte der jüngsten Ereignisse überprüft und abgesegnet.
Quelle
M.S. nach Pressemitteilung HSK, 23. März 2000, sowie NucNet, 29. und 30. März 2000
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