Hohes Interesse an Jobs in der Kernenergie

Die politische Energiediskussion in der Schweiz und in Deutschland wird von Stereotypen geprägt. Sie wird der globalen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung nicht gerecht. Das zeigt der Blick auf den Arbeitsmarkt.

16. Mai 2012

«Atomstrom böse, erneuerbare Energien gut, Gaskraftwerke akzeptabel»: Das scheint derzeit im deutschen Sprachraum das vorherrschende Motto zu sein. Kernenergie sei ein Auslaufmodell, heisst es. Wie zumindest die Bulletin-Leser wissen, ist diese These schon mit Blick auf die aufstrebenden Märkte falsch. Die Nuklearindustrie hilft, den Energiehunger zu stillen. Auch die Menschen in den Schwellenländern haben ein Anrecht auf Wohlstand. Wer Grossstädte wie Peking jemals besucht und Erfahrungen mit der schlechten Luftqualität hat, ahnt, wie dringend eine saubere Energieproduktion in China ist. Der Anteil der Kohlekraftwerke muss reduziert werden.

Die These «Atomstrom als Auslaufmodell» ist nicht einmal für Europa haltbar. Blicken wir auf die weltgrössten Betreiberin von Kernkraftwerken, die Electricité de France (EDF): Die Franzosen bleiben auf Wachstumskurs. Das zeigt sich gerade auf dem Arbeitsmarkt. Innerhalb von knapp einem halben Jahr hat sich die Zahl der offenen Stellen um 50% erhöht. Allein vom 1. April bis zum 1. Mai 2012 hat die EDF 7,1% mehr Stellen ausgeschrieben. Zum Vergleich: Innerhalb der Stichprobe der globalen Versorger- und Basisindustrie betrug dieser Anstieg lediglich 3,1%, wie eigene Erhebungen zeigen. Konkret: Derzeit sucht die EDF 1276 neue Mitarbeiter. Sieht so eine sterbende Branche aus? Ein weiterer Vergleich: Die Solarworld, die sich zu den führenden Konzernen in der Photovoltaik zählt, hat derzeit 33 Stellen offen.

Generell zeigt sich, dass Stellen in der Kernenergiebranche eine hohe Attraktivität geniessen. Das Interesse der Menschen weltweit ist derzeit zwar relativ betrachtet nicht mehr so hoch wie von 2008 bis Anfang 2011. Das Suchabfragen auf Google (relativ zu allen übrigen Suchabfragen) pendelt sich aktuell aber auf das Niveau der Zeitspanne von 2004 bis Anfang 2008 ein. Die absoluten Suchabfragen tendieren jedoch signifikant höher. Bei den absoluten Zahlen spielt auch die generelle Mehrnutzung des Internets eine Rolle. Fazit: Fukushima hat offensichtlich zu keiner nachhaltigen Zäsur geführt. Das dürfte gerade auch auf die vielen neuen Kernkraftwerksprojekte zurückzuführen sein. Schliesslich hat das positive Bewusstsein für Kernenergie gerade in den USA nach den Kernkraftwerksbewilligungen neuen Schub erhalten.

Salopp könnte man es so formulieren: IBM, Google und Porsche gehören zwar gerade für (Software-)Ingenieure zu den beliebtesten Arbeitgebern. Nach wie vor sehen aber viele Hochschulabgänger in der Kernenergie eine Branche, die Zukunft hat. Das ist eine globale Betrachtung. Der Arbeitsmarkt wird ebenfalls immer internationaler und die Mobilität steigt. Diese Trends sind hilfreich für die Kernkraftwerksbetreiber in der Schweiz wie auch für Schweizer Kernenergiefachleute, die international einen grossen und spannenden Arbeitsmarkt vorfinden. Unterstützung erhalten die aufgezeigten Trends von diversen Aktivitäten der Interessenorganisationen der Kernenergiebranche. Man versteckt sich nicht. Der Einsatz von Social-Media-Instrumenten ist selbstverständlich.

Der Zusammenhang von der Expansion eines Wirtschaftszweiges und der Schaffung neuer Jobs ist plausibel. Soeben hat die südafrikanische Regierung bekräftigt, die Kernenergiekapazität bis 2030 auf 9,6 Gigawatt ausbauen zu wollen. Die südafrikanische Energieministerin Dipuo Peters erwartet dadurch ein starkes Beschäftigungswachstum. Sie hielt zudem in einem Referat weiter fest: «Kernkraftwerke werden auf längere Sicht zu Cashcows.»

Quelle

Hans Peter Arnold

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