"Hohe Sicherheitsbedeutung" des Davis-Besse-Zwischenfalls
In einer "vorläufigen Tatsachenfeststellung" mass die amerikanische nukleare Sicherheitsbehörde Nuclear Regulatory Commission (NRC) den Betriebsführungsdefiziten, die zu der am 6. März 2002 bei einer Regelprüfung entdeckte massive Korrosion an einer Druckgefäss-Deckeldurchführung im Kernkraftwerk Davis Besse geführt hatten, eine "hohe Sicherheitsbedeutung" zu.
In Davis Besse fanden die Inspektoren des Kraftwerks bei einer Regelprüfung Anzeichen von Rissen in Rohrdurchführungen. Bei der Reparatur stiessen die Techniker dann auf ein Loch, das austretende Borsäure von aussen in den Deckel hineingefressen hatte. Die von der First Energy Nuclear Operating Co. betriebene 873-MW-Druckwassereinheit ist seither abgeschaltet.
Bei der Beurteilung der Sicherheitsbedeutung weist die NRC jedem gemeldeten Ereignis entsprechend den Befunden ihrer Inspektoren eine Farbe auf einer Skala zu. Diese reicht von grün über weiss und gelb bis zu rot. Rot heisst "von hoher Sicherheitsbedeutung" und löst eine Überprüfung der Betriebsführung aus. In der Regel verlangt die NRC vom Betreiber einen Plan zur Verbesserung der bemängelten Punkte, dessen Umsetzung Nachprüfungen unterliegt. Im Fall von Davis Besse reichte dies der NRC nicht aus. Sie verfügte eine Abschaltung bis zur Abklärung der Ursache für die Nachlässigkeiten, die zu einer so späten Entdeckung der Korrosion am Deckel geführt hatten. Grünes Licht für die Wiederinbetriebnahme wird die NRC erst erteilen, wenn die verlangten Massnahmen zur Verbesserung der Sicherheitskultur und der Personalführung umgesetzt sind und die Behörde von der Sicherheit der Anlage überzeugt ist. Für ihre Stellungnahme wurden der First Energy zehn Tage eingeräumt.
Quelle
P.B. nach NRC-Medienmitteilung, 25. Februar 2003