Grossbritannien: pragmatisches Ja zu neuen Kernkraftwerken

In der britischen Bevölkerung besteht zwar gegenwärtig eine erhebliche Unsicherheit über den künftig einzuschlagenden Energiemix, doch wird die Rolle der Kernenergie zunehmend anerkannt. Dies zeigen drei Umfragen, die von Deloitte & Touche LLP Mitte November 2005 und vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut Ipsos Mori Ende Oktober bzw. Anfang November 2005 durchgeführt worden sind.

1. Dez. 2005

Zurzeit bereitet die britische Regierung Entscheide über die Zukunft der Stromversorgung vor, da bis 2020 die meisten Kernkraftwerke sowie einige Kohlekraftwerke altershalber stillgelegt werden müssen.
Nach den Erhebungen von Deloitte & Touche befürworten 62% der Befragten eine Energiepolitik, die eine verstärkte Stromproduktion aus erneuerbaren Energien mit dem zurückhaltenden Neubau von Kernkraftwerken kombiniert. Gleichzeitig erklären aber nur 36%, dass sie die Kernenergie als solche befürworten. Deloitte & Touche schliesst daraus, dass die Unterstützung der Kernenergie dann signifikant zunimmt, wenn sichergestellt ist, dass sie nicht an Stelle von erneuerbaren Energien eingesetzt wird.

Geringes Faktenwissen

Allerdings zeigt die Umfrage, dass viele Briten nur wenig über die tatsächlichen Stromproduktionsmöglichkeiten wissen. So glauben 35%, dass in den nächsten 15 Jahren mehr als die Hälfte des Stroms aus erneuerbaren Quellen stammen wird, und 23% sind der Ansicht, dass über die Hälfte in Kernkraftwerken produziert werden wird. Nur 18% nehmen an, dass weiterhin die fossilen Kraftwerke den Hauptanteil tragen werden. Die Übrigen räumen ein, dass sie darüber nichts wissen. In Grossbritannien stammten im Jahr 2004 rund 75% des Stroms aus fossilen Kraftwerken, 20% aus Kernkraftwerken und rund 5% aus erneuerbaren Quellen einschliesslich der Wasserkraft.

Klimaschutz darf nichts kosten

Diese Ergebnisse decken sich in der allgemeinen Aussage mit einer Umfrage, die Ipsos Mori im Auftrag von EDF Energy im Oktober 2005 durchgeführt hat. Danach teilen 55% der Befragten die Ansicht, dass die beste Lösung zur Bewältigung der drohenden Versorgungslücke darin bestehe, die heutigen Kernkraftwerke durch Neubauten zu ersetzen und gleichzeitig die erneuerbaren Energien auszubauen, insbesondere die Windenergie. Die Umfrage zeigte zudem, dass die Bevölkerung die Klimafrage sehr ernst nimmt (79% sprechen sich für die Reduktion der CO2-Emissionen aus) und viel Wert auf eine vom Ausland unabhängige Stromversorgung legt (83% möchten eine Selbstversorgung).
Im Widerspruch zum Wunsch vieler Briten nach Klimaschutz und mehr erneuerbaren Energien steht allerdings ein weiteres Ergebnis der Umfrage von Deloitte & Touche. Demnach sind nur gerade 11% der Befragten bereit, bis 15% mehr für den Strom zu bezahlen, während 79% keine wesentlich erhöhte Stromrechnung akzeptieren.

Kernenergie gewinnt an Boden

Eine weitere Umfrage von Ipsos Mori im November 2005 im Auftrag der Nuclear Industry Association hat ergeben, dass in der britischen Bevölkerung die ausdrückliche Zustimmung für den Bau neuer Kernkraftwerke innert Jahresfrist von 35% auf 41% der Befragten gestiegen ist und sich umgekehrt das Lager der erklärten Gegner von 30% auf 28% vermindert hat. Das Meinungsforschungsunternehmen zieht aus der Analyse der Umfrageergebnisse den Schluss, dass angesichts der steigenden Sorgen um das Klima und der Unsicherheit über alternative Energiequellen die öffentliche Ablehnung der Kernenergie zurückgeht.

Quelle

M.S. nach Deloitte & Touche, Medienmitteilung, 2. Dezember 2005, und Ipsos MORI, Topline Results, 7. November und 1. Dezember 2005

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