Grossbritannien: Etappen zur treibhausgasarmen Gesellschaft
Bis 2050 soll Grossbritannien gemäss den Empfehlungen einer Fachkommission die Treibhausgasemissionen gegenüber 1990 auf 20% senken, bei der Stromerzeugung sogar praktisch auf 0%. Vor allem aus wirtschaftlichen Gründen dürfte die Kernenergie eine wichtige Rolle beim Erreichen dieses Ziels spielen.
Das langfristige Reduktionsziel leitet das Committee on Climate Change (CCC) - ein unabhängiges beratendes Fachorgan von Regierung und Parlament - aus der Überlegung ab, das Land könne es sich leisten, einen fairen, ethisch vertretbaren Beitrag an die weltweite Vorgabe zu leisten, bis 2050 die Treibhausgasemissionen auf die Hälfte zurückzufahren. Das CCC-Reduktionsziel ist ehrgeiziger als das der Regierung von 2003. Für das CCC ist «die gute Nachricht, dass Reduktionen in dieser Grösse möglich sind, ohne die Vorteile zu opfern, die Wirtschaftswachstum und steigender Wohlstand bringen».
Definierte Zwischenetappen
Entsprechend seinem Auftrag schlägt das CCC Zwischenziele vor. Eine erste Etappe endet 2012 mit dem Auslaufen des Kyoto-Abkommens, eine zweite 2017 und eine dritte 2022 mit Reduktionszielen, die vom Erfolg der Verhandlungen über ein Nachfolgeabkommen für Kyoto abhängen. Kommt dieses zustande, budgetiert das CCC eine Reduktion um 42%, andernfalls nur um 31%. Diese Ziele seien realistisch und Grossbritannien könne sie durch bessere Energiewirkungsgrade bei Gebäuden, industriellen Prozessen und im Verkehr verwirklichen, wenn das Land gleichzeitig die Stromerzeugung auf Wind sowie andere erneuerbare Energiequellen umstelle und so wie angekündigt neue Kernkraftwerke baue. Hingegen lässt das CCC den Erwerb von Treibhausgaszertifikaten nur begrenzt und als Zwischenlösung gelten.
Bis 2030 soll laut den CCC-Empfehlungen die Stromerzeugung ganz kohlenstofffrei werden. Dies sei auch dann machbar, wenn der Strombedarf wie absehbar zunehme. Das Land müsse in den kommenden 15-20 Jahren ohnehin einen grossen Teil seines Kraftwerkparks ersetzen, so dass die zusätzlichen Investitionen für treibhausgasarme Systeme weniger ins Gewicht fielen. Die finanzielle Belastung liege im Bereich von 1% des Bruttoinlandprodukts und sei somit verkraftbar.
Wichtige Rolle der Kernenergie
Die Untersuchungen des CCC zeigen, dass sich der Bau neuer Kernkraftwerke bis 2022 schon aus wirtschaftlichen Gründen rechtfertigt. Das angekündigte Bauprogramm sei daher zügig zu verwirklichen. Sollte die Entwicklung der Windenergie nicht im Umfang möglich sein, wie ihn die Regierung plane, und gelinge es, die Bedenken bezüglich Lagerung radioaktiver Abfälle anzusprechen, wären nach Ansicht des CCC weitere Kernkraftwerke zu bauen, um die Lücke zu füllen.
Gesetz über Klimaänderung in Kraft
Am 26. November 2008 trat die Climate Change Bill, die dem Parlament im November 2007 vorgelegt worden war, in Kraft. Sie bildet die Grundlage für staatliche Massnahmen, um die Treibhausgasemissionen Grossbritanniens zu reduzieren. Die Reduktion erfasst mittelfristig auch die Luft- und Seefahrt von und nach den Britischen Inseln und soll in Etappen erfolgen: Das Parlament legt alle fünf Jahre ein Emissionsbudget für die nächsten 15 Jahre fest, bis das langfristige Ziel erreicht ist. Dabei stellt es auf die Empfehlungen des CCC ab, dessen Aufgaben und Zusammensetzung die Bill regelt.
Die Regierung setzte das CCC im März 2008 ein, so dass dieses seinen ersten Bericht «Building a low-carbon economy - The UK's contribution to tackling climate change» jetzt bereits vorlegen kann. Den zweiten Bericht hat das CCC für September 2009 angekündigt. Vorsitzender des achtköpfigen CCC ist Lord Turner of Echinswell - früher Generaldirektor der Confederation of British Industry. Zu den Mitgliedern gehören Wirtschafts- und Klimawissenschafter.
Quelle
P.B. nach The Committee on Climate Change, Building a Low-carbon Economy – Executive Summary, 1. Dezember 2008
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